Von der Regionalförderung über die Energie- bis zur Verkehrspolitik – mit zahlreichen Gesetzen und Initiativen prägt die EU-Ebene die Stadtentwicklung. Europas Städte haben sich in einer Vielzahl von Verbänden und Netzwerken organisiert. EURACTIV.de hat Informationen und Links zusammengestellt.
Rein formal gibt es keine EU-Stadtpolitik, es besteht hierfür keine Grundlage in den Europäischen Verträgen. Trotzdem beeinflusst die EU-Ebene maßgeblich die Stadtentwicklung, speziell mit der europäischen Kohäsions-, Energie-, Umwelt-, Verkehrs- und Wirtschaftspolitik.
EU-Kohäsionspolitik
Eine direkte Einflussmöglichkeit der EU-Ebene auf die Städte ergibt sich durch die finanzielle Unterstützung bestimmter Investitionen und Projekte. Zwischen 2007 und 2013 werden für die Stadtentwicklung rund 21,1 Milliarden Euro bereitgestellt, etwa 6,1 Prozent der EU-Kohäsionsmittel. Unter anderem fördert die EU die Sanierung von Industriestandorten und kontaminierten Flächen, die Wiederbelebung städtischer Gebiete, die Entwicklung sauberer Verkehrsträger, und den Wohnungsbau. Auch Investitionen in Kulturprojekte, soziale Initiativen, das Bildungs- und das Gesundheitswesen werden mit EU-Geldern finanziert.
Für die Kohäsionspolitik zuständig ist die Generaldirektion Regionalpolitik (GD Regio) unter Leitung EU-Regionalkommissar
Johannes Hahn. Im EU-Parlament befasst sich unter anderem der Ausschuss für Regionale Entwicklung (
REGI) mit der Kohäsionspolitik.
Mit Blick auf den neuen mehrjährigen EU-Haushalt ab 2014 schlägt die EU-Kommission eine Fokussierung der Kohäsionspolitik auf "nachhaltige Stadtentwicklung" vor. Erreicht werden soll dies durch die "Zweckbestimmung von mindestens 5 Prozent der Mittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) für nachhaltige Stadtentwicklung, durch die Einrichtung einer Plattform für Stadtentwicklung und durch die Verabschiedung einer Liste von Städten, in denen integrierte Maßnahmen für nachhaltige Stadtentwicklung durchgeführt werden", heißt es in den
Gesetzgebungsvorschlägen zur Kohäsionspolitik der EU zwischen 2014-2020.
Die Publikation "Cities of tomorrow – Challenges, visions, ways forward", herausgegeben von der EU-Kommission, skizziert Visionen und Herausforderungen für die Stadtentwicklung in Europa.
EU-Verkehrspolitik
Das Weißbuch "Fahrplan zu einem einheitlichen europäischen Verkehrsraum" (März 2011) entwirft die Vision eines nachhaltigen Verkehrssystems bis 2050. Das zentrale Ziel: Die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen sollen bis Mitte des Jahrhunderts um 60 Prozent sinken. Dem Weißbuch werden in den kommenden Jahren zahlreiche EU-Gesetzesinitiativen folgen.
Zuständig für die EU-Verkehrspolitik ist die Genraldirektion Mobilität und Verkehr (MOVE) unter Leitung von Kommissions-Vizepräsident
Siim Kallas. Im EU-Parlament befasst sich der Ausschuss Verkehr und Fremdenverkehr (
TRAN) mit der Mobilität.
Für Europas Städte bedeutet die EU-Vision den forcierten Umstieg auf umweltfreundliche Mobilitätskonzepte. Das Weißbuch Verkehr sieht vor, im Stadtverkehr die Nutzung von Pkws, die mit konventionellem Kraftstoff betrieben werden, bis 2030 zu halbieren. Bis 2050 sollen Autos mit Benzin und Diesel im Tank ganz aus dem Stadtbild verschwinden. Zur Erklärung heißt es: "Die schrittweise Verringerung der Zahl mit konventionellem Kraftstoff betriebener Fahrzeuge in Städten ist ein wesentlicher Beitrag zur maßgeblichen Verringerung der Ölabhängigkeit, der Treibhausgasemissionen, der lokalen Luftverschmutzung und Lärmbelastung." Umgestellt werden soll auf Autos mit Elektro-, Wasserstoff- und Hybridantrieb, auf öffentliche Verkehrsmittel und auf Fußgänger- und Radfahrverkehr.
Angekündigt ist eine EU-Strategie zur "Erreichung einer emissionsfreien Stadtlogistik" bis 2030. Dazu gehören Leitlinien, um die Güterströme in Innenstädten besser zu überwachen und zu steuern, und die Förderung gemeinsamer öffentlicher Beschaffungen schadstoffarmer Fahrzeuge für gewerbliche Flotten (Lieferfahrzeuge, Taxis, Busse usw.).
Bereits 2009 startete die EU-Kommission einen Aktionsplan zur urbanen Mobilität. Mit 20 Maßnahmen werden lokale, regionale und nationale Behörden bei der Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität in den Städten unterstützt. 2012 werden die Ergebnisse überprüft.
EU-Energiepolitik
"20-20-20" heißt umgangssprachlich die Formel, mit der die EU den Klimawandel bremsen will. Der Energieverbrauch und die Treibhausgas-Emissionen sollen bis 2020 um 20 Prozent sinken. Der Anteil erneuerbarer Energien soll auf 20 Prozent steigen. Für 2050 haben die EU-Staaten die Vision der "kohlenstoffarmen Wirtschaft" formuliert. Das bedeutet gemäß einem "Fahrplan" der EU-Kommission (März 2011): in den kommenden vier Jahrzehnten muss der Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase um 80 Prozent unter das Niveau von 1990 sinken.
EU-Energiekommissar Günther Oettinger weist den urbanen Räumen eine entscheidende Rolle für die Verwirklichung der EU-Klimaziele zu. "Städte sind der Schlüsselfaktor, um die Energieeffizienz-Ziele bis 2020 zu erreichen und eine kohlenstoffarme Wirtschaft bis 2050 zu entwickeln." Bei der Kommission ist die Generaldirektion Energie (
ENER), im EU-Parlament der Ausschuss Industrie, Forschung und Energie (
ITRE) für die EU-Energiepolitik zuständig.
Für Europas Städte besonders relevant sind EU-Vorgaben zu Energieeffizienz. Mitte 2012 tritt die EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, die Mitte 2012 in Kraft. Ab 2021 müssen demnach alle neuen Häuser "Niedrigstenergiegebäude" sein.
Noch 2011 will die EU-Kommission eine Mitteilung über "Nachhaltiges Bauen" vorlegen, in der sie eine Strategie vorzeichnet, die sowohl die Wettbewerbsfähigkeit des Bausektors als auch seine Umwelt- und Klimabilanz steigert. Die Kommission schlug Mitte 2011 im Entwurf zur neuen Energieeffizienzrichtlinie, der Energy Efficiency Direktive (EED), außerdem vor, die jährliche Renovierungsquote aller öffentlichen Gebäude auf 3 Prozent (flächenbezogen) zu verdoppeln. Die EED wird derzeit zwischen EU-Parlament und Mitgliedsstaaten verhandelt und soll 2012 in Kraft treten. Die Umsetzung in nationales Recht ist für 2013 geplant.
EU-Initiativen zur Stadtentwicklung
ESPON (Europäisches Raumbeobachtungsnetzwerk)
ESPON ist ein Forschungsprogramm, das Informationen über die Raumentwicklung zusammenträgt, die zur Ausarbeitung von Raumentwicklungspolitiken nützlich sein können. Zu diesem Zweck erzeugt das Programm umfassende und systematische Daten über territoriale Trends, um das Potenzial und die wirtschaftlichen Herausforderungen von Regionen, Städten und größeren Gebieten zu erkennen. Das Programm ESPON wird zum Teil im Rahmen des Ziels "Europäische territoriale Zusammenarbeit" vom EU-Regionalfonds
EFRE finanziert. Internetseite: www.espon.eu
GreenKeys
Das EU-Projekt GreenKeys stellt sich der wachsenden Herausforderung, gesunde Lebensbedingungen in städtischen Regionen zu schaffen, indem es die Entstehung von städtischen Grünanlagen fördert. Internetseite: www.greenkeys-project.net
JESSICA
2008 startete die EU-Kommission in Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Entwicklungsbank des Europarates die Initiative JESSICA (Joint European Support for Sustainable Investment in City Areas). Mit finanztechnischen Instrumenten soll JESSICA für nachhaltige Investitionen, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in den städtischen Gebieten Europas sorgen. Die Mitgliedsstaaten erhalten im Rahmen der Initiative die Möglichkeit, einige der EU-Zuschüsse aus den Strukturfonds zur Finanzierung von Projekten zu nutzen, die fester Bestandteil von integrierten Plänen zur nachhaltigen Stadtentwicklung sind. Diese Finanzierungen werden über Stadtentwicklungsfonds und – falls notwendig – Holding-Fonds in Form von Eigenkapital, Darlehen und/oder Garantien vergeben.
JESSICA unterstützt die Stadtentwicklung in den Bereichen urbane Infrastruktur; Kulturerbe bzw. Kulturstätten; Sanierung brachliegender Flächen; Schaffung neuer Geschäftsflächen; akademische Gebäude; Verbesserungen der Energieeffizienz. Internetseiten: EU-Kommission: JESSICA; EIB:
JESSICA
Städte-Audit / Urban Audit
Das Städte-Audit (Urban Audit) wurde 1998 auf Initiative der Generaldirektion Regionalpolitik ins Leben gerufen und wird in Zusammenarbeit mit 27 nationalen Statistikbehörden unter der Koordination von Eurostat durchgeführt. Das Audit liefert statistische Daten und Informationen über die Lebensbedingungen in 357 europäischen Städten der 27 EU-Mitgliedstaaten, Norwegens, der Schweiz und der Türkei. Mehr als 330 Indikatoren für das Leben in europäischen Städten geben Auskunft über die Demografie, die Unterkünfte, die Gesundheit, die Kriminalität, den Arbeitsmarkt, die Wirtschaftstätigkeit, die Einkommensunterschiede, die lokale Verwaltung, die Mitwirkung der Zivilgesellschaft, die Qualifikationen, die kulturellen Einrichtungen und den Tourismus.
URBACT
URBACT ist ein europäisches Austausch- und Lernprogramm zur Förderung nachhaltiger Stadtentwicklung. Das Programm soll helfen, pragmatische Lösungen zu entwickeln, die neu und nachhaltig sind, sowie wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte einzubeziehen. URBACT soll darüber hinaus ermöglichen, bewährte Praktiken und Lehren mit Fachleuten im Bereich der Städtepolitik in ganz Europa zu teilen. URBACT umfasst 300 Städte, 29 Länder und hat 5.000 aktive Teilnehmer. Die Initiative stellt sich auf EURACTIV.de vor. Internetseite:
www.urbact.eu
Energie
European Smart Cities and Communities
2011 hat die EU die "European Smart Cities and Communities"-Initiative gestartet. Hauptziel ist die Steigerung der Energieeffizienz europäischer Städte. Für die Anwendung intelligenter Energie-Technologien in ausgewählten Pilot-Städten stellt die EU zunächst 80 Millionen Euro bereit – aus dem Budget des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms (FP7). Die Einzelprojekte sollen sich Herausforderungen annehmen, die auch der "Strategic Energy Technology Plan" (
SET-Plan) für die Transformation des europäischen Energiesystems formuliert hat.
Bis zum 1. Dezember 2011 können sich Teams von Städten und Partnern aus der Industrie um die EU-Fördermittel bewerben, und zwar für die Bereiche städtische Energiesysteme, Transport, Wasser und Abfall-Entsorgung. Weitere Ausschreibungen im Rahmen der Initiative zielen auf die Bereiche Gebäude, Heiz- und Kühl-Systeme, Netz- und Energietechnologien. Die deutsche Stadt Bottrop (Nordrhein-Westfalen) bewirbt sich mit ihrem Projekt "Innovation City" für das EU-Förderprogramm.
In Planung ist außerdem die "Smart Cities and Communities Stakeholder Platform", die den Dialog zwischen den beteiligten öffentlichen und privaten Akteuren fördern soll. Im Sommer 2012 beginnt die Förderung der ausgewählten Smart City-Projekte. Internetseite: ec.europa.eu/energy
Umwelthauptstadt Europas (EGCA)
Mit dem Titel "Umwelthauptstadt Europas" (European Green Capital Award) zeichnet die EU-Kommission seit 2010 Städte aus, denen es in besonderer Weise gelungen ist, Umweltschutz und wirtschaftliches Wachstum mit einer verbesserten Lebensqualität ihrer Einwohner zu verbinden. Die Auszeichnung wird jährlich einer Stadt – nicht notwendigerweise einer Hauptstadt – mit mehr als 200.000 Einwohnern verliehen.
2011 sicherte sich Hamburg den Titel. Die Stadt mit 1,8 Millionen Einwohnern und einer vergleichsweise hohen Luftqualität wurde wegen ihrer Energiesparmaßnahmen ausgezeichnet. Hamburg hat sich hohe Klimaschutzziele gesetzt und will beispielsweise seine CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent senken. Eine Hamburger Maßnahme ist das Kosten-Nutzen-Benchmarking für die Energieeinsparung in öffentlichen Gebäuden – flankiert von Programmen für den Austausch von Beleuchtungskörpern, Heizkesseln und Kühlschränken.
2012 geht der Titel "Umwelthauptstadt Europas" an Vitoria-Gasteiz (Spanien), 2013 an Nantes (Frankreich).
Mobilität
CIVITAS
2002 startete die EU die Initiative CIVITAS zur Förderung integrierter Strategien für einen nachhaltigen städtischen Nahverkehr. CIVITAS steht für "City-Vitality-Sustainability" (Stadt – Vitalität – Nachhaltigkeit). Inzwischen sind 58 Städte an den CIVITAS-Demonstrationsprojekten beteiligt.
Beispielsweise ersetzt Zagreb (Kroatien) seine Straßenbahnflotte schrittweise durch moderne Niederflurbahnen, die beim Bremsen Strom in das Netz zurückspeisen. Aalborg (Dänemark) plant zwischen Innenstadt und Universität eine „Fahrrad-Schnellstraße“ für Pendler. Neben einer breiten Fahrbahn werden an diesem Korridor die Radler an Ampeln bevorzugt. Durch Verkürzung der Fahrzeit wird mit einer Steigerung des Radverkehrsaufkommens um 5 Prozent gerechnet. In Bologna (Italien) wurde eine Mautpolitik auf der Grundlage des ITS (Intelligent Transport System) eingeführt, die langfristig die Einfahrten in die Mautzone um bis zu 10 Prozent vermindern soll. Bislang finanzierte die EU das CIVITAS-Programm mit mehr als 300 Millionen Euro. Internetseite: www.civitas-initiative.org
Eltis
Das Portal Eltis soll den Austausch von Informationen, Wissen und Erfahrungen im Bereich der städtischen Mobilität in Europa erleichtern. Eltis unterstützt die Entwicklung von städtischen Verkehrssystemen, die weniger Energie verbrauchen und weniger Emissionen produzieren. Zugleich soll es die Wettbewerbsfähigkeit der städtischen Gebiete und die Mobilität sowie Lebensqualität ihrer Bürger verbessern. Internetseite:www.eltis.org
Green Cars Initiative
Die EU- Kommission hat 2009 die europäische Green Cars Initiative gestartet. Forschung und Entwicklung im Bereich der sicheren, effizienten und umweltfreundlichen Mobilität werden mit insgesamt 500 Millionen Euro gefördert. Die Initiative setzt auf den Public Private Partnership-Ansatz (PPP), also die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Institutionen und privaten Firmen.
Bei dem Projekt "Green eMotion" sammeln beispielsweise 42 Industrie- und Automobilunternehmen, Stromversorger, Stadtverwaltungen und Universitäten sowie Prüf- und Forschungseinrichtungen in ausgewählten europäischen Modellregionen Erfahrungen mit der Elektromobilität. Im Rahmen von Green eMotion werden mehr als 10.000 Ladesäulen für Elektrofahrzeuge installiert, davon etwa 3.600 in Berlin und knapp 1.000 in Barcelona.
Mit dem Projekt CityMobil werden vollautomatische städtische Transportsysteme erforscht. Ziel ist eine effiziente Organisation der städtischen Personenbeförderung. Die neuen Systeme sollen in Europas Städten Staus vermeiden sowie die Luftverschmutzung und die Lärmemissionen mindern. Getestet wird beispielsweise das System fahrerloser Shuttlezüge am Londoner Flughafen Heathrow. 28 Partner aus 10 Ländern sind am CityMobil-Projekt beteiligt.
Internetseite: www.green-cars-initiative.eu
Mitgliedsstaatliche Kooperation zur Stadtentwicklung
Die EU-Mitgliedsländern kooperieren frewillig bei der Stadtpolitik. Verschiedene EU-Ratspräsidentschaften haben die Bedeutung städtebaulicher Themen hervorgehoben, beispielsweise auf Informellen Ministertreffen zur Stadtentwicklung in Lille (2000), Rotterdam (2004) und Bristol (2005). Die teilnehmenden EU-Minister nutzen die Treffen, um gemeinsam mit der EU-Kommission, dem EU-Parlament, dem Ausschuss der Regionen (AdR) und anderen europäischen Institutionen eine Kultur der Zusammenarbeit im Bereich der Stadtpolitik zu entwickeln.
Wichtige Ergebnisse und Erklärungen im Überblick:
Leipzig-Charta
Unter deutscher Ratspräsidentschaft nahmen die für Stadtentwicklung zuständigen Minister die "Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt" (Mai 2007) an. Darin werden zentrale Leitlinien und Grundprinzipien europäischer Stadtentwicklung festgelegt. Die Charta nennt folgende zentrale Handlungsfelder: bauliche Aufwertungsstrategien mit besonderer Berücksichtigung qualitätvoller öffentlicher Räume, des historischen Erbes sowie baukultureller Herausforderungen; die Modernisierung der Infrastrukturnetze und die Steigerung der Energieeffizienz; die Stärkung der lokalen Ökonomie und Arbeitsmarktpolitik; die aktive Kinder-, Jugend-, Aus- und Bildungspolitik; den sozialverträglichen Stadtverkehr sowie die Integration von Migranten vor Ort als Querschnittsthema. Internetseite:
Referenzrahmen für nachhaltige europäische Städte (RFSC)
Auf Grundlage der Erklärung von Marseille (November 2008) richtete Frankreich eine hochrangige europäische Arbeitsgruppe (MS/I-AG) ein, die den sogenannten Referenzrahmen für nachhaltige europäische Städte (
RFSC) entwickelte, ein neues Instrument zur Umsetzung der Leipzig-Charta. Die Gruppe erarbeitete zwischen 2009 und 2010 eine Reihe von Instrumenten, die es den lokalen Behörden und beteiligten Akteuren ermöglichen soll, ihre Städte auf Nachhaltigkeit zu trimmen, und ihre Fortschritte zu überwachen.
Die Mitgliedsstaaten haben in der Erklärung von Toledo (Juni 2010) gefordert, den Prototyp des RFSC weiterzuentwickeln und Ende 2011 zum Abschluss zu bringen. Parallel dazu starteten die Mitgliedsstaaten und die Kommission eine neue Projektphase, um den RFSC in mehreren europäischen Städten zu testen. Internetseite:
www.rfsustainablecities.eu
Territoriale Agenda / EUREK
Die EU-Staaten widmen sich auch gemeinsam der Raumentwicklung. 1999 verabschiedeten die zuständigen Minister das Europäische Raumentwicklungskonzept (EUREK). Das EUREK ist ein politischer Orientierungsrahmen, der die Zusammenarbeit zwischen sektoralen Gemeinschaftspolitiken, welche die räumliche und territoriale Entwicklung beeinflussen, sowie auch die Koordinierung einzelstaatlicher Politiken in diesem Bereich verbessern soll. Eines der Prinzipien des EUREK ist die Entwicklung eines ausgewogenen und polyzentrischen Städtesystems und einer neuen Beziehung zwischen Städten und ländlichen Räumen.
2007 wurde EUREK um die "Territoriale Agenda der EU" ergänzt. Sie gibt Empfehlungen, wie die Potenziale aller Regionen und Städte durch eine integrierte Raumentwicklung und neue Formen der politischen Zusammenarbeit besser für nachhaltiges Wirtschaftswachstum sowie soziale und ökologische Entwicklung genutzt werden können. Auf der Agenda steht unter anderem die Unterstützung von transnationalen und innovativen Clustern.
Städtische Interessenverbände und -vertretungen
Europa
AdR / CoR
Der Ausschuss der Regionen (AdR) – englisch: Committee of the Regions (CoR) – ist die Versammlung der Regional-und Kommunalvertreter der EU. Der AdR soll gewährleisten, dass die 344 vertretenen regionalen und kommunalen Gebietskörperschaften Europas ihren Standpunkt zur Politik der EU einbringen können und, dass regionale und lokale Identitäten und Vorrechte respektiert werden. In relevanten Bereichen muss der Ausschuss der Regionen im Entscheidungsprozess konsultiert werden. Internetseite: www.cor.europa.eu
EUROCITIES
Die seit 1986 bestehende Interessenvereinigung EUROCITIES vertritt mehr als 130 größere Städte in 34 europäischen Ländern. Das Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, den kommunalen Einfluss in europäischen Entscheidungsprozessen zu stärken, und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Städten auf einer praktischen Ebene zu unterstützen. Zu den Mitgliedern zählen unter anderem Berlin, Barcelona, Birmingham, Den Haag, Eindhoven, Stockholm, Warschau und Zagreb. Internetseite: www.eurocities.eu
Eurotowns
Das Netzwerk Eurotowns versammelt Städte zwischen 50.000 und 250.000 Einwohnern aus ganz Europa. Es wurde 1991 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam die Interessen kleinerer bis mittelgroßer Städte auf EU-Ebene zu vertreten. Mitglieder sind unter anderem Ulm, Leeuwarden und Vigo. Internetseite: www.eurotowns.org
PLATFORMA
Die European Platform of Local and Regional Authorities for Development (PLATFORMA) wurde während der European Development Days im Jahr 2008 in Straßburg gegründet. Ziel der Platftform ist es, lokale und regionale Behörden und ihre Vertretungen bei den EU Institutionen in der Entwicklungszusammenarbeit zu stärken. Internetseite: www.platforma-dev.eu
POLIS Seit 1989 haben sich rund 70 Städte und Regionen aus 17 europäischen Staaten im Netzwerk POLIS ("Promotion of Operational Links with Integrated Services") zusammengeschlossen, um sich für eine konsistente europäische Verkehrs- und Umweltpolitik einzusetzen. Internetseite: www.polis-online.org
KGRE / CLRAE
Der Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarates (KGRE) – englisch: Congress of Local and Regional Authorities of Europe (CLRAE) ist die institutionelle Vertretung der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften der 47 Mitgliedsstaaten des Europarates. Internetseite: www.coe.int
RGRE / CEMR
Der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) – englisch: Council of European Municipalities and Regions (CEMR) – ist eine europaweite Organisation der kommunalen und regionalen Gebietskörperschaften. Im RGRE sind 54 nationale Kommunalverbände aus 40 europäischen Ländern (Sektionen) zusammengeschlossen. In der deutschen Sektion des RGRE haben sich rund 800 Städte, Gemeinden und Landkreise organisiert. Die kommunalen Spitzenverbände auf Bundesebene (Deutscher Städtetag, Deutscher Städte- und Gemeindebund und Deutscher Landkreistag) sind ebenfalls Mitglieder der Deutschen Sektion des RGRE. Internetseite: www.rgre.de
UCUE – Vereinigung der EU-Hauptstädte
Die Vereinigung der Hauptstädte der Länder der Europäischen Union – englisch: Union of Capitals of the European Union (UCUE) – wurde 1961 gegründet. Ziel der UCUE ist die Festigung der Stellung der europäischen Hauptstädte sowie die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen ihnen. Darüber hinaus führen die Mitglieder der Vereinigung Diskussionen zu den gemeinsamen hauptstadtspezifischen Problemen und betreiben einen Austausch ihrer Erfahrungen und bewährten Vorgehensweisen. Arbeitssprachen sind Englisch und Französisch. Internetseite: www.ucue.org
Deutschland
Deutscher Städtetag
Der Deutsche Städtetag ist der größte kommunale Spitzenverband in Deutschland. Er vertritt die Interessen aller kreisfreien und der meisten kreisangehörigen Städte. In ihm haben sich rund 3400 Städte und Gemeinden mit mehr als 51 Millionen Einwohnern zusammengeschlossen. Internetseite: www.staedtetag.de
Deutscher Städte- und Gemeindebund
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) vertritt die Interessen der kommunalen Selbstverwaltung von ca. 14.000 kreisangehöriger Städte und Gemeinden. Der DStGB ist föderal organisiert, parteipolitisch unabhängig und arbeitet ohne staatliche Zuschüsse. Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Internetseite: www.dstgb.de
Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung
Der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V., eine Clearingstelle des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), befasst sich seit 1946 mit Grundsatzfragen und Zukunftsperspektiven der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, des Städtebaus und der Raumentwicklung. Der Deutsche Verband bringt Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Rechtsprechung, Wissenschaft sowie verwandten Verbänden zu einem praxisorientierten Erfahrungsaustausch zusammen. Internetseite: www.deutscher-verband.org
Netzwerk Zukunftsstädte
Das Netzwerk Zukunftsstädte ist ein freier Zusammenschluss innovationsorientierter Kommunen und ihrer Verwaltungen. Das auf Selbstorganisation ausgerichtete Netzwerk engagiert sich für die innovative und kooperative Bewältigung kommunaler Herausforderungen. Internetseite: www.netzwerk-zukunftsstaedte.de
Smart City Bundesverband
Der Bundesverband Smart City e.V. versteht sich als ganzheitlicher und interdisziplinärer Fach-und Forschungsverband zur Realisierung der Energiewende in Deutschland. Internetseite: www.cleanenergy-project.de
Verband kommunaler Unternehmen (VKU)
Der Verband kommunaler Unternehmen e.V. vertritt die Interessen der kommunalen Wirtschaft in den Bereichen Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Umweltschutz. Bundesweit sind nach Verbandsangaben mehr als 1.400 Mitgliedsunternehmen mit rund 240.000 Beschäftigten im VKU organisiert. Internetseite: www.vku.de
Österreich
Österreichischer Gemeindebund
Der Österreichische Gemeindebund ist die Interessensvertretung von 2.345 der 2.557 österreichischen Gemeinden.Internetseite: www.gemeindebund.at
Österreichischer Städtebund
Der Österreichische Städtebund ist die Interessensvertretung der Stadtgemeinden in Österreich. Internetseite: www.staedtebund.gv.at
International
UCLG
United Cities and Local Governments (UCLG) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Interessen lokaler Regierungen in der Welt zu vertreten. Das Netzwerk ist in 136 der 191 UN-Mitgliedsstaaten vertreten. Internetseite: www.cities-localgovernments.org
ICLI
Die ICLI ist eine Vereinigung von mehr als 1.200 Lokalbehörden, deren Interessen sie bei den Vereinigten Nationen und bei internationalen Politikforen vertritt. Ziel ist es, das Klima, die biologische Vielfalt und die Luftqualität auf lokaler Ebene zu schützen. Internetseite: www.iclei-europe.org
ICMA
Die International City/ Country Management Association, fördert professionelles Management auf lokaler Ebene, um nachhaltige Gemeinden zu unterstützen, die die Lebensqualität weltweit verbessern. Internetseite: www.icma.org
Initiativen und Netzwerke zur Stadtentwicklung
Europa
BaltMet
Im Städtenetzwerk der Baltischen Metropolen (BaltMet) haben sich Metropolen und größere Städte rund um die Ostsee zusammengeschlossen. Die Stärkung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Kooperation zwischen Städten, Wirtschaftspartnern und akademischen Institutionen ist Ziel des Netzwerks. Langfristiges Ziel der Infrastrukturprojekte von BaltMet ist es, den Ostseeraum zu einer der führenden europäischen Wirtschafts- und Wissenschaftsregionen zu entwickeln. Internetseite: www.baltmet.org
Energy Cities
Energy Cities ist ein europäischer Verband von Kreisverwaltungen, der sich mit der Energiezukunft der beteiligten Städte auseinandersetzen. Internetseite: www.energy-cities.eu
European Energy Award
Der European Energy Award ist ein Instrument für Städte, Gemeinden und Landkreise um Energie und Kosten zu sparen, Energie effizienter zu nutzen und die Entwicklung erneuerbarer Energien voranzutreiben. Internetseite: www.european-energy-award.org
Konvent der Bürgermeister / Covenant of Mayors
Der Konvent der Bürgermeister ist eine offizielle europäische Bewegung, im Rahmen derer sich die beteiligten Städte freiwillig zur Steigerung der Energieeffizienz und Nutzung nachhaltiger Energiequellen verpflichten. Selbst auferlegtes Ziel ist es, die energiepolitischen Vorgaben der Europäischen Union zur Reduzierung der CO2-Emissionen um 20 Prozent bis zum Jahr 2020 noch zu übertreffen. Internetseite: www.eumayors.eu
Medcities
Medcities ist ein Netzwerk von Küstenstädten am Mittelmeer, mit dem Ziel Umweltprobleme in Städten zu bekämpfen. Internetseite: www.medcities.org
Städtenetzwerk XARXAFP
Das 1993 gegründete Städtenetzwerk "Xarxa Formació Professional" (XARXA FP), dem sich 24 europäische Städte angeschlossen haben, soll jungen Menschen in der Ausbildung die Möglichkeit geben, im Rahmen eines Auslandspraktikums einen Einblick in das Berufsleben europäischer Nachbarländer zu bekommen.
Union der Ostseestädte
Die Union der Ostseestädte (Union of the Baltic Cities), ist ein Netzwerk, das sich für demokratische, wirtschaftliche, soziale, kulturelle und nachhaltige Entwicklung in der Ostseeregion einsetzt. Internetseite: www.ubc.net
International
Agenda 21
Die Agenda 21 ist ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert. Es wurde auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) in Rio de Janeiro (1992) beschlossen. Das Programm ruft Kommunen dazu auf, nachhaltige Entwicklung zu fördern. Internetseite:
live.c40cities.org
Cities Alliance
Die Cities Alliance ist eine globale Partnerschaft mit dem Ziel, städtische Armut zu bekämpfen die nachhaltige Entwicklung zu fördern. Auch die EU und die deutsche Bundesregierung sind beteiligt. Internetseite: www.citiesalliance.org
INTA
Die International Urban Development Association (INTA) ist eine globale Vereinigung, in der Entscheidungsträger aus dem öffentlichen und privaten Sektor aufeinandertreffen, um Wissen, Erfahrungen und Instrumente einer ganzheitlichen städtischen Entwicklung zu teilen. Internetseite: www.inta-aivn.org
Large Cities Climate Leadership Group / C40
In der "Large Cities Climate Leadership Group" (C40) haben sich 58 Großstädte organisiert, um die Folgen der Erderwärmung und Klimaschutzmaßnahmen zu diskutieren. Beteiligt sind unter anderem: Berlin, Stockholm, Paris, London, Kopenhagen, Hongkong, Jakarta, Johannesburg, Los Angeles, London, New York City, Sao Paulo, Seoul und Tokio. Die Initiativen reichen vom Fahrradverleihsystem Vélib‘ in Paris bis zum Pflanzen Hunderttausender neuer Bäume in São Paulo.
Metropolis
Metropolis, ein weltweiter Zusammenschluss von Großstädten, fungiert als ein internationales Forum, das sich mit den gemeinsamen Herausforderungen großer Städte befasst. Internetseite: www.metropolis.org
Mexico City Pact
Der Mexico City Pact, wurde am "World Mayors Summit on Climate" im Jahr 2010 in Mexiko von Bürgermeistern aus Städten auf der ganzen Welt unterzeichnet. Er besteht aus zwei Teilen: Der erste erklärt, warum Städte strategisch wichtig sind, um die globale Erwärmung zu stoppen. Der zweie Teil legt eine freiwillige Verpflichtung fest, Treibhausgasemissionen zu senken und Städte an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Internetseite: www.wmsc2010.org
Think Tanks zur Stadtentwicklung
Europa
Das European Institute for Urban Affairs der Liverpool John Moores University besteht aus einem Team beratender Researcher, die sich auf Fragen spezialisiert haben, die relevant für Entscheidungsträger im Bereich der Städteplanung sind. Das Institut berät Klienten im öffentlichen, privaten und ehrenamtlichen Bereich, auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Internetseite: www.ljmu.ac.uk/EIUA
Deutschland
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist das größte Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum. Das Difu ist eine Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Gemeinden, Landkreise, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Internetseite: www.difu.de
Intenational
City Mayors Foundation
Die City Mayors Foundation ist ein internationaler Think Tank für städtische Angelegenheiten. Die Denkfabrik organisiert das World Mayor Project und verleiht den World Mayor Prize. Internetseite: www.citymayors.com
EURA
Die European Urban Research Association (EURA) untersucht, welche soziale und wirtschaftliche Rolle Städte in einer sich veränderten Weltordnung spielen. Internetseite: www.eura.org
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