Die Corona-Pandemie stürzte auch Fußballvereine in die Krise. Um sich über Wasser zu halten, mussten sie kreativ werden. Der Kreisoberligist KSV Eschenrod startete dabei ein Projekt, dass sowohl dem Verein und dem Klima zugut kommt – mit großem Erfolg.
Fußball lebt von der Gemeinschaft. Gemeinsam trainieren, gemeinsam Siege feiern, gemeinsam Niederlagen betrauern. Daher traf die Corona-Krise den Sport mitten ins Herz – auch finanziell. Die Distanzierungs-Maßnahmen fegten Stadions leer, Trainings fielen aus. Doch wie alle Unternehmen müssen auch Fußballvereine laufende Kosten zahlen.
Einige Vereine wurden kreativ. Manche verkauften „Geisterspiel-Tickets“, andere „virtuelle Bratwürste“. In beiden Fällen kaufte man sich nichts außer dem guten Gefühl, das eigene Team in der Krise zu unterstützen. Auch der Kreisligist KSV Eschenrod nahm an solchen Initiativen teil. Allerdings hatte der Vereinsvorstand auch eine ganz neue Idee: Eine Baumpatenschaft.
Der KSV Eschenrod wurde von der Corona-Krise besonders hart erwischt, erzählt der Vorsitzende Marco Strauch im Gespräch mit EURACTIV Deutschland. Denn nicht nur die Einnahmen aus Heimspielen fielen weg. Ein Großteil des Budgets stammt aus Aktivitäten bei anderen Veranstaltungen, wenn etwa der Verein den Thekendienst an überregionalen Veranstaltungen übernimmt oder eigene Veranstaltungen wie z.B. ein Oktoberfest veranstaltet – auch die fielen natürlich aus. Insgesamt reißt das ein Loch in fünfstelliger Höhe in die Vereinskasse, so Strauch.
Überwältigende Resonanz
Bei der Suche nach alternativen Einnahmequellen hatte ein Vorstandsmitglied die Idee der Baumpatenschaft, die sofort einstimmig begrüßt wurde. In Kooperation mit einer örtlichen Baumschule wurde angeboten, für 25 Euro einen Baum pflanzen zu lassen – im eigenen Garten, auf dem Eschenroder Sportgelände, in der Eschenröder Gemarkung oder seit kurzem auch auf dem örtlichen Golfplatz.
„Die Resonanz war echt überwältigend“, so Strauch. In kürzester Zeit meldeten sich Interessenten, viele übernahmen gleich mehrere Baumpatenschaften. Ortsvorsteher Marcel Böck war einer der ersten „Baumpaten“ und unterstützte somit die Aktion von offizieller Seite.
„Eine Frau meinte, es täte ihr weh, wenn sie gefällte Bäume sieht, daher kaufte sie gleich drei Patenschaften“, erzählt Strauch. Tatsächlich konnte das Budgetloch zu einem signifikanten Anteil durch die Patenschaften gestopft werden. Gepflanzt werden die Bäume erst im Oktober und November, da sie anfangs viel Wasser brauchen.
Idee geht in die Verlängerung
Nachhaltigkeit spielt für den KSV Eschenrod eine wichtige Rolle. „Wir spielen großteils in der Natur“, so Strauch, daher wolle man auch auf sie achten. Bei Heimspielen und Veranstaltungen verzichte der Verein nach Möglichkeit auf Einwegbecher und –Besteck, sondern setze so gut es geht auf normales Geschirr. Auch an einem jährlich örtlichen Projekt zur Müllsammlung beteiligt sich der KSV Eschenrod.
Das Baumpatenschafts-Projekt war ursprünglich als einmalige Aktion während der Corona-Krise gedacht. Doch nachdem es so gut läuft, möchte Strauch „die Idee weitertragen“ – entweder in Form weiterer Baumpatenschaften, oder durch noch mehr Aktionen für Umwelt- und Klimaschutz.
Generell denkt Strauch, dass die Corona-Pandemie das Bewusstsein für Nachhaltigkeit verstärken kann. Der erzwungene Verzicht lehre den Leuten, sich vor dem Konsum oder dem Reisen zu fragen: „Muss das sein?“, sagt er.
Zurück zu den Wurzeln
Vor allem aber werde die Pandemie den Fußball nachhaltig verändern – und zwar nicht nur wegen der aktuellen finanziellen Probleme, sondern auch in seiner gesellschaftlichen Rolle, denkt Strauch. Was er und sein Team vermisst hätten, sei nicht nur das Spielen an sich, sondern das Gemeinschaftsgefühl. Die lange Auszeit habe ihnen gezeigt, dass sie vor allem einander vermissten.
Das erinnere den 48-jährigen Strauch an seine Jugend, als es auf dem Land nicht viel mehr zu tun gab als Fußball. Dass dieses Gemeinschaftsgefühl jetzt wieder in den Vordergrund kommt, „stärkt den Zusammenhalt“ und unterstreiche die wichtige soziale Rolle von Sport. „Es ist einfach schön, die Jungs wieder zusammenzuholen“, so Strauch.
Daher teilt er nicht die Sorge, dass die Leute jetzt die Behaglichkeit ihrer Heime neu schätzen gelernt haben und Sonntags lieber daheim bleiben, statt ins Stadion zu gehen. Er vermutet eher, dass anderen Teams und Fans so geht wie dem KSV Eschenrod, die es kaum erwarten können, wieder gemeinsam zu siegen, zu verlieren und zu feiern.