Eine umfassende Erhebung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) zeigt: Menschen mit dunkler Hautfarbe erleben in der EU bei der Suche nach einer Wohnung oder einem angemessenen Arbeitsplatz nicht hinnehmbare Schwierigkeiten. Auch rassistische Belästigungen seien weiterhin an der Tagesordnung.
„Rassendiskriminierung ist im 21. Jahrhundert durch nichts zu entschuldigen“, kommentiert FRA-Direktor Michael O’Flaherty die Ergebnisse der Untersuchung. Dennoch sähen sich Schwarze in der EU auch heute noch allein aufgrund der Hautfarbe weit verbreiteten Diskriminierungen und Belästigungen ausgesetzt.
„Dem muss ein für alle Mal ein Ende gesetzt werden. Dazu benötigen die Mitgliedsstaaten wirksame und zielgerichtete Strategien und Gesetze, die gewährleisten, dass dunkelhäutige Menschen in unserer Gesellschaft voll integriert werden“, sagt O’Flaherty weiter.
Der Bericht „Being Black in the EU“ (dt.: Als Schwarzer in der EU leben) macht die zahlreichen Schwierigkeiten deutlich, mit denen sich Menschen mit dunkler Hautfarbe konfrontiert sehen. Zum Beispiel rassistisch motivierte Belästigungen: 30 Prozent der Befragten geben an, dass sie in den zurückliegenden fünf Jahren rassistischen Belästigungen ausgesetzt waren. Dabei gibt es allerdings ein großes Gefälle. So liegt der Wert etwa in Finnland bei 63 Prozent und in Luxemburg bei 52 Prozent, während er in Malta und Großbritannien nur bei 20 beziehungsweise 21 Prozent liegt.
Weitere Daten der Erhebung zeigen, dass Männer etwas häufiger betroffen sind als Frauen, Junge häufiger als Alte und vor allem Muslime häufiger als Nicht-Muslime. Die Mitgliedsstaaten sollten größere Anstrengungen unternehmen, um Opfer von Rassismus besser zu unterstützen und die Täter angemessen zu verfolgen, fordert die Agentur.
Auch rassistische Diskriminierung stelle nach wie vor ein Problem dar. So sähen sich ein Viertel der befragten dunkelhäutigen Menschen bei der Arbeit oder bei der Arbeitssuche rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt. Empfohlen werden daher in dem Bericht auch gezielte Maßnahmen, um dieser Diskriminierung entgegenzuwirken, „etwa durch Diversity-Audits in Betrieben und Einstellungsinitiativen im öffentlichen Sektor“.
Ein weiteres Problemfeld ist der Erhebung zufolge die Wohnungssituation: 14 Prozent der Befragten geben an, dass sie auf dem privaten Wohnungsmarkt keine Mietwohnung finden. Dies ist besonders problematisch, da nur 15 Prozent der Schwarzen Wohneigentum besitzen, während dieser Anteil in der Gesamtbevölkerung der EU bei 70 Prozent liegt. Darüber hinaus leben 45 Prozent der Schwarzen in überbelegten Wohnungen (gegenüber 17 Prozent der Gesamtbevölkerung).
Diskriminierendes Profiling bei Polizeikontrollen ist ebenfalls ein Thema: 24 Prozent der Befragten waren in den zurückliegenden fünf Jahren von der Polizei kontrolliert worden. 41 Prozenzt derjenigen, die kontrolliert wurden, schätzten die Kontrollen als gezieltes, diskriminierendes „Racial Profiling“ ein. Dies beeinträchtige das Vertrauen in die Polizeiarbeit und das Verhältnis zwischen Polizei und Bevölkerung erheblich, so die FRA. Um dem entgegenzuwirken, sollten die Mitgliedsstaaten spezifische praktische Leitlinien für Polizeibedienstete ausarbeiten, damit sie rechtswidriges Profiling vermeiden können. Die Agentur kündigt an, Anfang wird Dezember solche Leitlinien vorzulegen.