Landwirtschaftsminister Didier Guillaume hat die Entscheidung der französischen Regierung verteidigt, ein Verbot des Pestizids Glyphosat auf 2020 zu verschieben. Er erklärte, viele Landwirte müssten ihre Betriebe aufgeben, wenn das Verbot bereits jetzt durchgesetzt worden wäre.
„Hätten wir Glyphosat verboten, könnte heute eine gewisse Anzahl von Bauern nicht mehr weitermachen,“ wird Guillaume von Ouest-France zitiert. Der Minister erklärte weiter, er wolle „zu scharfe Diskussionen“ zwischen den Gesetzgebern und den Bürger vermeiden.
Im September hatte die französische Regierung im Rahmen eines neuen Landwirtschafts- und Ernährungsgesetztes ein Verbot von Glyphosat abgelehnt. Es gebe aktuell schlichtweg keine Alternative zu dem Mittel. Präsident Emmanuel Macron hatte bei seinem Amtsantritt allerdings versprochen, die Glyphosat-Nutzungserlaubnis innerhalb von drei Jahren, also bis 2020, auslaufen zu lassen.
„Einige Politiker haben sich vor ihren jeweiligen Wahlen lautstark gegen Glyphosat ausgesprochen, sind aber später wieder in die Realität zurückgekehrt,“ kommentierte der EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, kürzlich in einem Interview mit EURACTIV.com.
In seiner neuesten Erklärung bekräftigte Guillaume die Zusage der Regierung, Glyphosat auslaufen zu lassen, ließ aber die Tür für eine Verschiebung um einige Monate offen: „Wir sind noch zweieinhalb Jahre von dieser Frist entfernt – wenn es aber drei Jahre und ein paar Monate sind, dann ist das auch kein Problem.“
Glyphosatverbot ist „schwierig, aber nicht unmöglich“
Die französische Europaabgeordnete Angélique Delahaye hatte bereits im Oktober 2017 deutlich gesagt, es könnte zwar sehr schwierig, aber nicht unmöglich sein, eine Alternative zu Glyphosat zu finden.
„Die Staaten sollten nicht so heuchlerisch sein, einerseits ein sofortiges Verbot zu fordern und gleichzeitig den Landwirten zu sagen: ‚Sorgt euch nicht, wir finden eine Lösung‘“, so Delahaye damals gegenüber EURACTIV. Ein solcher Ansatz sei „nicht pragmatisch“.
Ewiges Streitthema Glyphosat
Glyphosat ist eine chemische Substanz, die in Brüssel eine heftige Debatte zwischen den EU-Institutionen ausgelöst hat. Es ist Hauptbestandteil des weltweit am häufigsten verwendeten Unkrautvernichters, Roundup von Monsanto.
Aktuell sehen die meisten Lebensmittelsicherheitsbehörden Glyphosat „bei richtiger Anwendung“ als nicht-krebserregend an: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) haben daher grünes Licht für den Einsatz des Herbizids erteilt.
Die einzige Agentur die der Ansicht ist, Glyphosat sei „wahrscheinlich krebserregend“, ist die International Agency for Research on Cancer (IARC). Aufbauend auf diesem Befund hatten mehrere Umweltaktivisten Kampagnen gestartet, um die Verwendung von Glyphosat in Europa verbieten zu lassen.
Die Industrie fordert, die politischen Entscheidungsträger der EU sollten ihre Entscheidungen auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen und eine „Emotionalisierung eines rein wissenschaftlichen Themas“ vermeiden. Grüne NGOs weisen hingegen darauf hin, dass gerade beim Fall Glyphosat Meinungsverschiedenheiten zwischen Wissenschaftlern bestehen.
Nach teils heftigen Protesten der Zivilgesellschaft hatten die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten im November vergangenen Jahres beschlossen, Glyphosat zunächst für weitere fünf Jahre zuzulassen.