Dieser Artikel ist Teil des special reports Landwirtschaftsbeziehungen EU-Afrika: Wie geht es weiter?
Nach der Coronavirus-Pandemie werde die Zusammenarbeit zwischen der EU und Afrika wichtiger denn je sein, um die Nahrungsmittelsysteme zu stärken und zu transformieren. Es müsse aber darauf geachtet werden, dass eine gleichberechtigte Partnerschaft entsteht, betonen Expertinnen und Experten.
Lindiwe Sibanda, Leiterin des Food, Agriculture and Natural Resources Policy Analysis Network (FANRPAN), betonte während einer Veranstaltung über die mögliche Rolle einer nachhaltigen europäisch-afrikanischen Forschungs- und Innovationsplattform im Hinblick auf die Widerstandsfähigkeit von Lebensmittelsystemen, dass Afrika und Europa beide „mit beispiellosen Herausforderungen durch COVID-19 konfrontiert sind, die sich negativ auf unsere Lebensmittelsysteme ausgewirkt haben – wodurch ein kollaborativer Ansatz nun sehr wichtig ist.“
Die Bewältigung dieser Herausforderungen sowie derjenigen, die den Lebensmittelsektor in der Zukunft erwarten, könne nicht auf eigene Faust erfolgen, betonte sie und hob die Notwendigkeit hervor, „globale Partnerschaften“ zu fördern, um die Transformation des Agrarsektors zu unterstützen.
„Wenn wir mit unserem engsten Nachbarn Europa in Sachen Forschung und Innovation zusammenarbeiten, können wir alle Engpässe und Probleme der Ernährungsunsicherheit gemeinsam angehen und die Ernährungslage auf unserem Kontinent verbessern,“ glaubt auch Adipala Ekwamu, Exekutivsekretär des Regionalen Universitätsforums für Kapazitätsaufbau in der Landwirtschaft (RUFORUM).
Er plädiere für gegenseitige Unterstützung der Kommissionen der Afrikanischen und der Europäischen Union, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Ähnlicher Meinung war auch Hans-Jörg Lutzeyer, Senior Policy Officer in der Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission, der die Bedeutung der EU-AU-Forschungs- und Innovationspartnerschaft für Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft (FNSSA), die Zehnjahres-Roadmap sowie die geplante Plattform für eine langfristige Zusammenarbeit hervorhob.
Diese Plattform soll Stakeholder-Gruppen zusammenbringen, die durch Forschung und Investitionen zu widerstandsfähigeren Nahrungsmittelsystemen beitragen können.
Forschung und Innovationen auf beiden Kontinenten verknüpfen
Die Veranstaltung fand vor dem Hintergrund des ersten EU-AU-Forschungs- und Innovationsministertreffens in diesem Jahr statt, das von der EU-Innovationskommissarin Marija Gabriel und von Sarah Agbor, der AU-Kommissarin für Humanressourcen, Wissenschaft und Technologie, ausgerichtet wurde.
Lutzeyer betonte weiter, dass sich die EU-Förderung auf weitere Investitionen durch Horizon Europe konzentrieren werde, zum Beispiel in den Bereichen Pflanzengesundheit, Agrarökologie und Mangelernährung.
Er betonte die Notwendigkeit, Innovationen in afrikanischen Nahrungsmittelsystemen durch gemeinsame Forschung auf beiden Kontinenten zu stärken. „Ich denke, wir sollten weitere Chancen und Möglichkeiten nutzen, wenn wir Netzwerke europäischer Universitäten aufbauen und verknüpfen.“ Dies werde im kommenden Jahr auf der Agenda stehen.
Philippe Petithuguenin, stellvertretender Direktor für Forschung und Strategie von Leap 4 FNSSA, der langfristigen Forschungs- und Innovationspartnerschaft zwischen der AU und der EU, erinnerte hingegen daran, dass die Partnerschaft in beide Richtungen funktionieren müsse und nur dann einen Mehrwert für Europa und Afrika bieten werde, wenn kooperiert wird.
„Wir lernen voneinander; jeder Kontinent lernt vom anderen Kontinent,“ betonte er.
Petithuguenin wies weiter darauf hin, es handle sich nicht um ein Hilfsprogramm und unterstrich, dass die Herausforderungen und Umstände zwar unterschiedlich sein mögen, die beiden Parteien aber ein gemeinsames Ziel verfolgen müssten: „Damit diese Plattform effizient ist und eine Partnerschaft wird, die kein reines Hilfsprogramm ist, müssen wir eine Angleichung der Visionen erreichen und zusammenarbeiten. Der Schlüssel dazu ist, dass beide Kontinente und ebenso alle Stakeholder an Bord sind.“
Insbesondere die Stimmen von Kleinbauern, Verbrauchern und zivilgesellschaftlichen Organisationen müssten dementsprechend gehört werden, forderte er.
Seine Kommentare kommen vor dem Hintergrund der Kritik, dass gerade die Zivilgesellschaft von den Diskussionen zwischen der EU und der AU ausgeschlossen wird.
Diese Organisationen warnen, der Prozess dürfe nicht zu einer „Top-Down-Aktion“ der politischen Eliten werden.
[Bearbeitet von Benjamin Fox und Tim Steins]