Das 6. Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung ist das Hauptinstrument der EU zur Finanzierung von Forschungsvorhaben in Europa. Es wurde am 3. Juni 2002 angenommen und trat am 1. Januar 2003 in Kraft. Es wird über einen Zeitraum von fünf Jahren (2002-2006) laufen. Das Gesamtbudget des Programms beläuft sich auf 17,5 Milliarden Euro.
Hintergrund
Das 6. Forschungsrahmenprogramm ist das finanzielle und rechtliche Hauptinstrument zur Schaffung eines Europäischen Forschungsraumes (EFR). Der EFR ist derzeit eine der politischen Prioritäten im Bereich Wissenschaft und Forschung. Die Schaffung eines gemeinsamen Forschungsraums ist einer der Hauptbestandteile der Strategie, das auf dem Gipfeltreffen in Barcelona im März 2002 gesteckte Ziel zu erreichen, die Forschungsinvestitionen bis 2010 auf 3 Prozent des BIP anzuheben. Er ist außerdem eine rechtliche und politische Verpflichtung, die sich aus dem Vertrag von Amsterdam ergibt.
Das Budget von RP6 beläuft sich auf 17,5 Milliarden Euro, welches knapp 4 Prozent des Gesamthaushalts der EU (2001) und 5,4 Prozent der gesamten (nicht-militärischen) öffentlichen Forschungsausgaben in Europa ausmacht.
Probleme
Das 6. Forschungsrahmenprogramm ist in drei Hauptprioritätenbereiche unterteilt:
Schwerpunkt 1: Integration der europäischen Forschung
Das 6. Rahmenprogramm für Forschung konzentriert sich auf sieben Themenbereiche, um besser verhindern zu können, dass Forschungsbemühungen verdoppelt oder zu breit gestreut werden. Es wurden diejenigen Bereiche ausgewählt, die besonders wichtig für die Schaffung einer wissensbasierten Wirtschaft und Gesellschaft sind. Die Aktivitäten sollen zu einer Integration der Forschungsbemühungen und -aktivitäten in Europa sowie zur Entwicklung von europäischem Fachwissen und europäischen Kenntnissen beitragen.
Die 7 vorrangigen Themenbereiche sind:
- Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit (2,255 Millionen Euro)
- Technologien für die Informationsgesellschaft (3,635 Millionen Euro)
- Nanotechnologien und Nanowissenschaften, wissensbasierte multifunktionale Werkstoffe, neue Produktionsverfahren und -anlagen (1,300 Millionen Euro)
- Luft- und Raumfahrt (1,075 Million Euro)
- Lebensmittelqualität und -sicherheit (685 Millionen Euro)
- Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme (2,120 Millionen Euro)
- Bürger und Staat in der Wissensgesellschaft (225 Millionen Euro)
Zusätzlich zu diesen sieben Bereichen umfasst das 6. RP im Rahmen der Verpflichtungen der EU unter dem Euratom-Vertrag einen achten traditionellen Wissenschaftsbereich, den der nuklearen Sicherheit. Dieser Bereich verfügt über ein Budget von 1,230 Millionen Euro, von denen 60 Prozent für die Entwicklung des internationalen ITER Kernfusionsreaktorprojekts bestimmt sind. Das restliche Budget ist für Entsorgung radioaktiver Abfälle, Strahlenschutz und Aktivitäten der Gemeinsamen Forschungsstelle auf diesem Gebiet vorgesehen.
Spezielle Maßnahmen, die einen breiteren Forschungsbereich betreffen:
- Unterstützung der Politiken (Formulierung und Umsetzung von Gemeinschaftspolitiken) und Unterstützung von unkonventionellen und innovativen Forschungsvorhaben, die das Potential haben, neue Bereiche für europäische Wissenschaft und Technologie zu eröffnen, einschließlich NEST (Neue und aufkommende Wissenschaften und Technologien) (555 Millionen Euro)
- Gezielte Forschungstätigkeiten für KMU: mindestens 15 Prozent des Budgets für die 7 thematischen Schwerpunkte sind für KMU vorgesehen (430 Millionen Euro)
- Maßnahmen zur gezielten Unterstützung der internationalen Zusammenarbeit (INCO) (315 Millionen Euro)
Schwerpunkt 2: Ausgestaltung des Europäischen Forschungsraums
Bestrebungen in diesem Bereich sollten Verbindungen mit nationalen, regionalen und anderen europäischen Initiativen im Bereich der Forschung stärken.
- Forschung und Innovation (290 Millionen Euro)
- Humanressourcen und Mobilität (1,580 Millionen Euro)
- Forschungsinfrastrukturen (655 Millionen Euro)
- Wissenschaft und Gesellschaft (80 Millionen Euro)
Schwerpunkt 3: Stärkung des Grundpfeilers des Europäischen Forschungsraums
Dieser Schwerpunkt soll die Umsetzungsmaßnahmen vereinfachen und rationalisieren.
- Unterstützung für die Koordinierung der Tätigkeiten (270 Millionen Euro)
- Förderung einer kohärenten Entwicklung der Forschungs- und Entwicklungs-Politik (50 Millionen Euro)
Instrumente für die Umsetzung des 6. Forschungsrahmenprogramms
Zwei neue Instrumente wurden für die Umsetzung des 6. RP geschaffen:
- Exzellenznetze zielen darauf ab, die Forschungskapazitäten von Netzwerkpartnern zu koordinieren und dadurch 'virtuelle' Exzellenznetzwerke zu schaffen.
- Integrierte Projekte sind Großprojekte, die darauf ausgerichtet sind, die 'kritische' Masse an zielorientierter Forschung mit klar definierten wissenschaftlichen Zielen zu erreichen.
Eine hochrangige Sachverständigengruppe hat am 21. Juni 2004 ihren endgültigen Bericht zur Zwischenbilanz der neuen Instrumente des RP6 vorgestellt (siehe EURACTIV 7 Juli 2004). Die Gruppe stand unter der Leitung von Dr. Ramon Marimon, früherer spanischer Staatsekretär für Wissenschaft und Technologie. Sein Mandat bestand darin, den Erfolg der neuen Instrumente des 6.RP bei der Erfüllung der Ziele des Programms - den Europäischen Forschungsraum zu strukturieren und zu entwickeln - zu beurteilen. In dem Bericht befasst sich mit den Stärken und Schwächen der neuen Instrumente und formuliert 12 Empfehlungen zur Überwindung der Schwächen. Die hohen Kosten und administrativen Hürden, die mit einer Teilnahme am 6.RP aufgrund der neuen Instrumente verbunden sind, sowie auch der Bedarf an mehr Klarheit in Bezug auf die Ziele der Instrumente werden besonders hervorgehoben.
Die Kommission veröffentlichte ihre Antwort auf den Marimon-Bericht am 27.August 2004 (siehe ). Sie weist daraufhin, dass viele der Empfehlungen der Sachverständigen ihren eigenen Bewertung entsprechen und dass 'korrigierende Maßnahmen' in einigen Bereichen bereits ergriffen worden seien. Weitere Maßnahmen würden noch vor Ende des Jahres folgen.
Positionen
Die Europäische Wissenschaftsstiftung (ESF), Alle Europäischen Akademien (ALLEA) und der Verband der Europäischen Universitäten (EUA) vertreten folgende Meinung:
- EFR und das Rahmenprogramm sollten auf existierenden Strukturen aufbauen und es sollte eine starke Verbindung zwischen der EFR und dem Bologna-Prozess geben.
- Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass die Kommission gewährleisten kann, dass Projekte auf der Grundlage von Exzellenz ausgewählt werden, dass die Verfahren klar und transparent sind, und dass die Wissenschaft ihnen vertraut.
- Vorschläge für große integrierte Projekte rufen Besorgnis in der wissenschaftlichen Gemeinschaft hervor, da sie kleinere Forschungsgruppen, Universitätsfakultäten, kleine und mittelständische Unternehmen und andere in innovative Forschungsgruppen benachteiligen könnten.
Die Union europäischer Industrie- und Arbeitgebervereinigungen (UNICE) betont folgende Punkte:
- Europäische Forschungsprogramme sollten nicht zum Ziel haben, das Fehlen nationaler Forschungsprogramme auszugleichen oder unterentwickelte Forschungsinfrastrukturen auf den gleichen Stand zu bringen.
- Dies muß auch für die neuen Mitgliedstaaten gelten.
- Wissenschaftliche und technologische Exzellenz, und die wirtschaftliche Bedeutung für Europa müssen Hauptkriterien für die Auswahl der Themen, Programme und Projekte bleiben, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu fördern.
Der Europäische Verband der Pharmazeutischen Industrien und Vereinigungen (EFPIA) empfiehlt, dass der thematische Bereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie" die folgenden Zielsetzungen haben sollte:
- die Verbesserung der akademischen Grundlage für Biotechnologie-Forschung in Europa
- Beihilfe zur Entwicklung von neuen Ansätzen und Technologien für eine bessere Auswahl, Entwicklung und Genehmigung von innovativen und sicheren Arzneimitteln
- die Förderung pan-europäischer Netzwerke für eine bessere Kooperation zwischen Universitäten, klinischer Forschung, von Industrie und Arzneimittelregulierungsbehörden
Die Europäische Vereinigung für Handwerk und Kleine und Mittelständische Unternehmen (UEAPME) hebt die folgenden Punkte hervor:
- Innovationsforschung, besonders in KMU, ist eine absolute Notwendigkeit für die Wettbewerbsfähigkeit Europas im Vergleich zu den USA und Japan und für die Sicherung von Beschäftigung und wirtschaftlichem Wachstum.
- Daher sollten mindestens 15 Prozent des gesamten Haushalts den KMU zugeteilt werden.
Die Europäische Wissenschaftsstiftung (ESF) empfiehlt folgendes:
- Es sollte ein Bekenntnis zu Grundlagenforschung geben;
- Eine Verbindung zwischen dem europäischen Forschungsraum und der Bologna-Deklaration ist wünschenswert, um einen europäischen "Wissensraum" zu schaffen.
Euroscience, der europäische Verband für die Förderung von Wissenschaft und Technologie, äußert sich folgendermaßen:
- Er begrüßt den Schwerpunkt, der auf eine bessere Integration von Forschung in Europa gelegt wird, und schlägt eine wesentliche Aufstockung des Gesamtbudgets für europäische Wissenschaft und Techologie vor;
- Auf der anderen Seite gebe es in Bezug auf wichtige Aspekte des Vorschlags noch Klärungsbedarf. Schwerpunkte und Initiativen, die sich direkt auf das europäische Rahmenprogramm beziehen, seien nicht ausreichend durchdacht worden.
Zeitstrahl
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Das 6.Forschungsrahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung wird bis zum 31. Dezember 2006 laufen.
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Ein Reihe von 'korrigierenden Maßnahmen' wurde Ende 2004 an den RP6-Programmen ausgeführt.
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Das Sachverständigengremium, das die Fünfjahresbewertung der EU-Forschung (1999-2003) ausarbeitet, hat der Kommission im Februar 2005 einen Bericht vorgelegt.
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Ein offizieller Vorschlag zum 7.Forschungsrahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung ist für April 2005 vorgesehen.
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Das RP7 wird 2007 in Kraft treten und bis 2010 laufen.
Weitere Informationen
Non-assigned links
- Commission:Classification of the FP6 Instruments(October 2004)
- Commission:Classification of the FP6 Instruments - Detailed description(October 2004)
- Commission:Performance indicators in the frame of Networks of Excellence - Methodological guidance note(October 2004)
- Five-Year-Assessment Panel (1999-2003):Five Year Assessment of the European Union Research Framework Programmes 1999-2003(15 December 2004)
- Commission:Responding to the observations and recommendations of the high-level Panel of independent experts concerning the new instruments of the 6th Framework Programme(27 August 2004)
- Commission:Observations in response to the report of the panel of independent experts for the evaluation of the effectiveness of the New Instruments of the 6th Framework Programme, Annex (27 August 2004)
- Commission:Mid-term review of new instruments - Marimon Report(21 June 2004)
- Commission/DG ResearchFP6 new instruments up for review
- Commission:The Sixth Framework Programme (2002-2006) [FR]
- Commission:FP6 focuses on breakthrough technologies(July 2003)
- CORDIS:6th Research Framework Programme
- CORDIS:Mid-term Review of New Instruments
- CORDIS:Why participate in FP6?(15 July 2002)
- Eur-Lex:Council Regulation on the European Community Sixth Framework Programme (2002-2006)(EC) No 2321/2002 [FR] [FR] [DE]
- Eur-Lex:Council Regulation concerning the rules for the participation of undertakings, research centres and universities in the implementation of the sixth framework programme of the European Atomic Energy Community (2002 to 2006)(EC) No 2321/2002 [FR] [FR] [DE]
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- UK:UK Science and Europe: Value for Money?(14 July 2003)
- UK:Office of Science and Technology
- France:Rapport d"étape: Le 6ème de recherche, de développement technologique et de démonstration(December 2002)
- Germany:Das 6. Forschungsrahmenprogramm(December 2002)
- Germany:Position Paper of the German Federal Government on the 6th Community RTD Framework Programme(June 2000)
- Austria:Österreichische Stellungnahmen zum 6. EU-Rahmenprogramm für FTE
- Ireland:Irish position on FP6(January 2001)
- Portugal:Portuguese position on the Commission's proposal for the next framework programme(6 April 2001)
- Greece:Greek Contribution to the discussions on the European Research Area (ERA) Implementation and the 6th Framework Programme (30 January 2001)
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- European Association of Craft, Small and Medium-sized Enterprises (UEAPME):Position Paper: RTD Committee "New RTD Framework Programme 2002-2006"(May 2001)
- European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA):Position on: Sixth Framework Programme(June 2001)
- DuPont:A "Common Market" for Science and Technology(1 July 2002)
- Orgalime:European Mechanical Engineering's Experiences with the 6th Framework Programme for Research and Technological Development(30 July 2003)
- Association of German Chambers of Industry and Commerce (DIHT):Position on the European Commission's proposals for the Sixth RTD Framework Programme and the Specific Programmes(June 2001)
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- European Association for the Promotion of Science and Technology (Euroscience):Euroscience position on the European Commission proposal for the 6th Framework Programme(11 May 2001)
- Koordinierungsstelle EG der Wissenschaftsorganisationen:R&D Project Funding in the EU - Governmental investments in EU Member States in the year 2000(April 2002)