Dieser Artikel ist Teil des special reports Nachwuchs und Frauen für die EU-Landwirtschaft
In der polnischen Landwirtschaft dominieren kleine Betriebe. Daten des Statistischen Zentralamtes zeigen, dass ein durchschnittlicher polnischer Landwirt über 2 bis 5 Hektar Land verfügt.
In der Regel ist dieser Grundbesitzer männlich und über 45 Jahre alt; die Zahl der Junglandwirte nimmt stark ab. 2016 gab es in Polen jedoch auch über 30.000 weibliche Landwirte im Alter zwischen 25 und 34 Jahren.
EURACTIV.pl sprach mit einer von ihnen, Monika Styczek-Kuryluk, die ihren Bio-Betrieb zusammen mit ihrem Ehepartner im Dorf Holeszów in der Provinz Lublin betreibt.
Du bist nicht auf dem Land aufgewachsen, und erst als Erwachsene hast du beschlossen, eine landwirtschaftliche Tätigkeit aufzunehmen. Du hast dich entschieden, diesen Betrieb gemeinsam mit deinem Mann zu führen, der selbst auf einem Hof groß geworden ist. Wie würdest du diese Entscheidung rückblickend beurteilen?
Meine Entscheidung, aufs Land zu ziehen und einen Bio-Bauernhof zu betreiben, wurde eher emotional als rational getroffen. Aber meine Intuition hat mich absolut nicht enttäuscht. Heute, nach sechs Jahren Arbeit auf und mit dem Land, habe ich keinen Zweifel daran, dass es die richtige Entscheidung war. Mein Berufsleben ist erfüllt, voller Herausforderungen und Zufriedenheit. Die harte Arbeit auf dem Bauernhof ist für mich eine starke Orientierungshilfe, wie ich mein Leben leben will und wie ich das Beste für unsere Kunden geben kann. Über allem steht das Ziel: Hochwertige Lebensmittel mit einzigartigem Geschmack.
Was sind heute die wichtigsten nicht-landwirtschaftlichen Herausforderungen auf dem Land?
Es gilt, Antworten auf drei Fragen zu finden. Erstens: Wie kann man den Prozess der Entvölkerung, der Landflucht, stoppen? Zweitens: Wie kann man die Agrarlandschaft schützen und erhalten? Und drittens: Wie verhindern wir weiteren Verlust der biologischen Vielfalt – auch in der Landwirtschaft?
Wie wichtig wäre es denn, neue nicht-landwirtschaftliche Beschäftigungs- und Infrastrukturmöglichkeiten in ländlichen Gebieten zu schaffen?
Ehrlich gesagt: Solche Maßnahmen sollten angemessen und ausgewogen sein. Man will ja nicht die Landwirte von der Landwirtschaft abbringen. Meiner Meinung nach sollte nicht-landwirtschaftliche Tätigkeit in ländlichen Gebieten den Charakter des Dorfes nicht beeinträchtigen.
Wie bewertest du dann die Auswirkungen der derzeitigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU auf die Situation der Landwirte in Polen?
Die GAP hat ihre Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehören: die Öffnung der Grenzen für den Waren- und Dienstleistungsverkehr innerhalb der EU, die Bereitstellung von Subventionen, die Schaffung eines Ausgleichssystems im Falle von Naturkatastrophen, die Einführung der Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel – was sich in gewissem Maße positiv auf die Lebensmittelqualität auswirkt -, die Verbesserung der Qualität im ökologischen Landbau und schließlich die Anhebung des Lebensstandards der Landwirte.
Aber es gibt auch viele Nachteile. Diese sind: Eine überbordende Bürokratie, für die Verarbeitung auf landwirtschaftlicher Ebene ungünstige Hygienevorschriften, mangelnder praktischer Schutz des Gemeinsamen Marktes vor Billigwaren aus Drittländern (vor allem aus der Ukraine oder China), künstliche Regulierung der Produktion, das Subventionssystem nach Hektar (das den ökologischen Landbau unzureichend unterstützt), fortschreitende Flächenkonzentration, unterschiedliche Subventionssätze in verschiedenen Ländern, ein deutlicher Rückgang der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft, Subventionierung der industriellen Tierhaltung und ganz allgemein eine zu geringe Unterstützung des ökologischen Landbaus.
Das ist eine ziemlich lange Liste… Was wünscht du dir von der neuen GAP?
Ich erwarte vor allem eine Vergabe von Subventionen in Abhängigkeit von den Umweltauswirkungen sowie eine Festlegung von Obergrenzen bei der Subventionierung von Betrieben.
Darüber hinaus ist ein wirksamerer Schutz der europäischen Landwirte vor Billigwaren aus Drittländern erforderlich. Gut wären auch verstärkte öffentliche Aufträge für lokale Bio-Lebensmittel. Wir brauchen außerdem Boni für Betriebe mit nachhaltiger Pflanzen- und Tierproduktion.
Nicht zuletzt wären Unterstützung für den Direktverkauf von Produkten und Prämien für Betriebe, die sich aktiv am Bildungssystem beteiligen und den ökologischen Landbau erklären, von entscheidender Bedeutung. Ich würde mich freuen, wenn ökologische Lebensmittel in den Schulen stärker in den Vordergrund gestellt würden.
Was ist mit Junglandwirten? Sollten sie in der neuen GAP eine „Sonderrolle“ erhalten?
Ja. Meiner Meinung nach sollten Junglandwirte beim Kauf oder der Pacht von Land bevorzugt behandelt werden. Hilfreich wäre dabei auch die Bereitstellung eines effizienten Beratungssystems (in Bezug auf Recht, Buchhaltung, Marketing usw.), das auf ausgebildete Praktiker zurückgreifen kann.