Fast jedes zehnte Kind auf der Welt, insgesamt über 150 Millionen, muss einer Arbeit nachgehen, um ihre Familie finanziell zu unterstützen, zeigt die Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes in ihrem Kinderarbeitsreport 2019, den die Organisation zum internationalen Tag der Kinderarbeit heute, am 12. Juni, veröffentlicht hat.
Die gute Nachricht lautet: in den vergangenen Jahrzehnten ist die Kinderarbeit global stark gesunken. Im Jahr 2000 arbeiteten noch 246 Millionen Kinder, mehr als anderthalbfach so viele wie heute. Dennoch warnt die Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes in ihrem Kinderarbeitsreport 2019, den die Organisation zum internationalen Tag der Kinderarbeit heute am 12. Juni veröffentlicht hat, scharf vor dem weiterhin bestehenden Problem.
Demnach arbeitet fast die Hälfte der betroffenen Kinder unter Bedingungen, die gefährlich oder ausbeuterisch sind. In vielen Regionen der Welt hängen ganze Wirtschaftszweig von der Beschäftigung Minderjähriger ab. So sind auf den Westafrikanischen Kakaoplantagen geschätzt 2,2 Millionen Kinder tätig, teilweise arbeiten sie 12 Stunden am Tag.
Insgesamt hat Afrika mit 72 Millionen Minderjährigen die höchste Rate an Kinderarbeit aufzuweisen, gefolgt von Asien mit 62 Millionen. Mehr als zwei Drittel arbeiten in der Landwirtschaft.
Der Zwang, arbeiten zu müssen, stellt für viele Familien einen Teufelskreis dar, der die Kinder davon abhält, zur Schule zu gehen und somit die eigenen Lebensverhältnisse zu verbessern. Bei ihrem Besuch gestern in Genf anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) verwies auch Angela Merkel (CDU) auf das globale Problem: „Das ist ein Zustand, den wir in keiner Weise hinnehmen dürfen“. Es sei ein Albtraum, dass beinahe die Hälfte der arbeitenden Kinder zwischen fünf und elf Jahre alt sind. Die Kinderkommission der Bundesregierung, die zum Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gehört, begrüßte heute die Arbeit internationaner organisationen wie Terre des Hommes und verwies darauf, dass jeder einzelne „mit bewussten Konsumentscheidungen etwas gegen die Ausbeutung von Kindern“ tun könne.
Die Rolle der Wirtschaft betont auch der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider: Neben den Regierungen trügen auch Unternehmen „eine große gesellschaftliche Verantwortung, die über ein striktes Verbot von Kinderarbeit in ihrer globalen Lieferkette weit hinausgeht.“ Menschenrechtsorganisationen fordern daher umfassende Lösungsansätze. Alle Staaten müssten die Schulpflicht erklären und durchsetzen, außerdem sollten das Ende der Schulpflicht und das Mindestalter zur Arbeit rechtlich angeglichen werden. Staatliche Aufsichtsbehörden sollen gestärkt und Arbeitgeber, die Kinder ausbeuten, bestraft werden. Entscheidend sei außerdem die Aufklärung der Eltern, welche individuellen und gesellschaftlichen Folgen ausbeuterische Kinderarbeit mit sich bringen.
In den allermeisten Staaten der Welt existiert ein Gesetz, das das Arbeiten unter einem bestimmten Alter verbietet. In Deutschland schreibt das Jugendarbeitsschutzgesetz ein Mindestalter von 13 Jahren für leichte Tätigkeiten wie Zeitungsaustragen vor, wenn Minderjährige die Schule beendet haben, dürfen sie ab 15 Jahren eine 40-Stunden Woche aufnehmen. Im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele von 2015 haben sich fast alle Staaten der Welt darauf geeinigt, ausbeuterische Kinderarbeit bis 2025 vollständig abzuschaffen.