Hacker-Angriff: Iran infiltrierte schwedisches SMS-System

Die Spezialoperation wurde im August letzten Jahres durchgeführt. Hacker kaperten einen SMS-Dienst und verschickten 15.000 Nachrichten, in denen Schweden auffordert wurden, an Personen, die im Land Korane verbrannt hatten, „Rache zu üben“. [Shutterstock/Jeppe Gustafsson]

Der iranische Sicherheitsdienst hat im vergangenen Jahr eine spezielle Cyber-Operation gegen Ziele in Schweden durchgeführt, wie der Generalstaatsanwalt und die Sicherheitsdienste Schwedens bekannt gaben. Der Fall steht in Verbindung mit den Koran-Verbrennungen im letzten Jahr.

Die Spezialoperation wurde im August letzten Jahres durchgeführt. Hacker kaperten einen SMS-Dienst und verschickten 15.000 Nachrichten, in denen Schweden auffordert wurden, an Personen, die im Land Korane verbrannt hatten, „Rache zu üben“.

„Wir haben es geschafft, sie mit den Revolutionsgarden in Verbindung zu bringen“, teilte Fredrik Hallström, Einsatzleiter beim schwedischen Sicherheitsdienst, am Dienstag (24. September) mit.

Einen Tag zuvor traf sich der scheidende Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, mit dem neuen iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian, um den Stand der Beziehungen zwischen der EU und dem Iran zu erörtern. Nach Angaben eines EU-Beamten befänden sich diese „auf dem niedrigsten Stand aller Zeiten“.

„Die Regierung ist informiert und steht in Kontakt mit den zuständigen Behörden“, erklärte der schwedische Justizminister Gunnar Strömmer. Er fügte hinzu, dass es sehr ernst sei, dass ein Staat hinter dem Angriff stehe.

Im vergangenen Jahr verbrannten mehrere islamfeindliche Aktivisten öffentlich Korane. Dies führte zu einem Ausbruch anti-schwedischer Reaktionen in der muslimischen Welt und erschwerte Schwedens NATO-Beitrittsprozess.

Im Zuge dieser Spannungen berichteten schwedische Medien im August letzten Jahres, dass Menschen im ganzen Land Textnachrichten von einer Gruppe erhalten hatten, die sich Anzu-Team nannte. In diesen Nachrichten wurden sie aufgefordert, sich an den Koranverbrennern zu rächen.

Seit diesem Vorfall haben die schwedischen Sicherheitsdienste untersucht, wer hinter der Datenschutzverletzung steckt. Die Untersuchung ist nun jedoch abgeschlossen, da es in diesem Fall unmöglich ist, jemanden strafrechtlich zu verfolgen oder an Schweden auszuliefern.

„Die vorläufige Untersuchung zeigt, dass es der iranische Staat über das Korps der Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) war, der eine Datenschutzverletzung bei einem schwedischen Unternehmen, das einen großen SMS-Dienst betreibt, begangen hat“, sagte der leitende Staatsanwalt Mats Ljungqvist in einer Pressemitteilung.

„Da die Akteure im Auftrag einer ausländischen Macht handeln, in diesem Fall des Iran, sind wir der Ansicht, dass die Voraussetzungen für eine Strafverfolgung im Ausland oder eine Auslieferung an Schweden für die Personen, die verdächtigt werden, hinter dem Eindringen zu stehen, nicht gegeben sind“, ergänzte Ljungqvist.

Versuch der Destabilisierung

Laut Staatsanwaltschaft bestand der Zweck der Operation darin, die öffentliche Meinung in Schweden zu beeinflussen.

„Das Ziel bestand darin, die Situation weiter zu verschärfen und den Konflikt zwischen verschiedenen Gruppen in unserer Gesellschaft zu verstärken“, sagte Ljungqvist.

Hallström wies auch darauf hin, wie schwierig es war, genau zu wissen, was der Iran mit dem Angriff bezweckte. Es sei jedoch möglich, sich „vorzustellen“, dass es darum gehe, die Bedrohung für Schweden zu erhöhen.

„Schweden befand sich aufgrund der Koranverbrennungen bereits in einer angespannten Situation. Wir befanden uns in einem NATO-Prozess, der uns ebenfalls in eine angespannte Lage brachte“, sagte er.

Hallström wies auch darauf hin, dass ein Spion nicht ausgeschlossen werden könne, obwohl dieses Szenario „unwahrscheinlich“ bleibe.

Laut der Bedrohungsanalyse des schwedischen Sicherheitsdienstes von 2024 ist der Iran neben Russland und China eine der größten Bedrohungen für das Land.

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[Bearbeitet von Daniel Eck/Kjeld Neubert]

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