Die tschechische Regierung hat die chinesischen Behörden offenbar um die Lieferung von Sinopharm-Impfstoffen gebeten. Die chinesische Seite habe „nach Angaben der tschechischen Botschaft in Peking umgehend beschlossen, der Bitte sofort nachzukommen,“ teilte ein tschechischer Sprecher am Mittwoch mit.
Der Präsident der Tschechischen Republik, Miloš Zeman, ist für seine engen Beziehungen zu den chinesischen Behörden bekannt. Im Februar nahm er an einem virtuellen „17+1“-Gipfel zwischen China und den mittel- und osteuropäischen Ländern teil, bei dem der chinesische Präsident Xi Jinping seinen europäischen Amtskollegen den Sinopharm-Impfstoff anbot.
Zemans Sprecher betonte jedoch, der Präsident habe die Anfrage an China erst auf Wunsch von Ministerpräsident Andrej Babiš gestellt.
Die chinesischen Impfstoffe werden aktuell bereits in Ungarn und Serbien eingesetzt. Neben Tschechien denkt offenbar auch Polen über Anfragen an China nach. Polens Gesundheitsminister Adam Niedzielski erklärte jedoch, er könne die Impfung mit dem chinesischen Stoff aufgrund der fehlenden Daten derzeit noch nicht empfehlen.
Tatsächlich ist der Sinopharm-Impfstoff noch nicht von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen und auch nicht zur Registrierung angemeldet.
Gleiches gilt für den russischen Stoff Sputnik V. Dennoch könnte Tschechien den EMA-Zulassungsprozess umgehen und das russische Mittel, ähnlich wie Ungarn, bald eigenständig auf nationaler Ebene zulassen, bekräftigte Ministerpräsident Babiš gestern erneut.
Die tschechische Regierung ist in dieser Angelegenheit allerdings gespalten: Gesundheitsminister Jan Blatný und Außenminister Tomáš Petříček bestehen auf einem EMA-Zulassungsverfahren für Sputnik, bevor der Stoff im Land verabreicht werden darf.