Russische Behörden haben slowakische Forschende dafür kritisiert, den „Ruf“ des Impfstoffs Sputnik V „beschädigt“ zu haben. Die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová hat am Montag hingegen ihre Unterstützung für die Fachleute ausgedrückt, die den russischen Impfstoff bisher geprüft haben.
Derweil haben außerdem über 20.000 Menschen eine Petition zur Unterstützung der Wissenschaftler unterzeichnet.
Die Präsidentin traf sich am Montag mit dem Leiter des Staatlichen Amtes für Drogenkontrolle (SODC), das für die Überprüfung des russischen Impfstoffs zuständig ist. Čaputová, die Forschenden, mit denen sie sich traf, als auch die Unterzeichnenden der Petition kritisierten auch den neuen Premierminister Eduard Heger.
Letzte Woche war das SODC vom neuen Finanzminister und Ex-Premier Igor Matovič scharf kritisiert worden. Matovič hatte seinen vorherigen Posten als Premierminister verloren, nachdem er den Impfstoff aus Russland gekauft hatte, ohne seine Koalitionspartner in der Regierung diesbezüglich zu konsultieren.
Die Forscher waren sich indes einig, dass das SODC Sputniks „Ruf“ überhaupt nicht geschadet haben könne, da die Testergebnisse durchweg positiv waren: Bislang hat die Behörde zusammen mit dem Biomedizinischen Zentrum der Slowakischen Akademie der Wissenschaften 14 Tests durchgeführt, von denen elf positiv ausgefallen sind, während die Ergebnisse der letzten drei noch ausstehen.
Grund für die kritisierte Stellungnahme des SODC, in der es heißt, man könne Risiken oder Nutzen des Impfstoffs nicht abschließend bewerten, ist vielmehr die Tatsache, dass der russische Hersteller „etwa 80 Prozent“ der für eine Zulassung erforderlichen Unterlagen nicht zur Verfügung gestellt habe, so das SODC letzte Woche.
Die Arzneimittelkontrollbehörde des Landes erwähnte allerdings auch, dass sich die getesteten Eigenschaften des Impfstoffs deutlich von denen unterscheiden, die im Wissenschaftsmagazin Lancet veröffentlicht wurden. Darüber hinaus seien die Sputnik-V-Impfungen, die weltweit vertrieben werden, recht unterschiedlich und „nur im Namen verwandt“.
Wer ist verantwortlich?
Nach dem Besuch Matovičs am vergangenen Freitag in Budapest, für den er wegen Überschreitung seiner Kompetenzen kritisiert wurde, soll der Impfstoff nun von einem ungarischen zertifizierten Labor getestet werden. Matovičs Einmischung in auswärtige Angelegenheiten wurde in der Slowakei bereits heftig diskutiert, mehrere Botschafter und Diplomaten veröffentlichten einen öffentlichen Beschwerdebrief. Darüber hinaus ist unklar, was genau in Ungarn geprüft werden soll und welche Ergebnisse die slowakische Regierung sich von diesen Tests erhofft.
Die Frage der Zuständigkeit für den russischen Impfstoff erweist sich somit immer mehr als heißes Eisen, an dem sich hochrangige Politikerinnen und Politiker sowie Behörden verbrennen. Eigentlich braucht das slowakische Gesundheitsministerium für die Zulassung derweil keinerlei Genehmigung von anderen Behörden. Die entsprechende Entscheidung für den Impfstoff war sogar bereits vom Ex-Gesundheitsminister unterzeichnet worden.
Das Ministerium hat jedoch betont, dass es nur Impfstoffe einführen wird, die den Standard-Zulassungsprozess in einem zertifizierten Labor bestehen, oder wenn sie grünes Licht von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) erhalten.