Nach jahrelangen Forderungen hat sich das französische Gesundheitsministerium bereit erklärt, die Zahl der Pflegerinnen und Pfleger im Land zu erhöhen. EURACTIV Frankreich berichtet.
Der Ruf nach mehr Personal war in den vergangenen Jahren – schon lange vor der Coronavirus-Pandemie – einer der wichtigsten Anknüpfungspunkte für die Lobby- und Gewerkschaftsarbeit der Pflegekräfte.
Erst kürzlich waren im Rahmen des neuen Gesundheitsgesetzes (Ségur de la santé) Mittel in Höhe von 8,1 Milliarden Euro für Gehaltserhöhungen bereitgestellt worden – was von den Gewerkschaften begrüßt wurde. Nun soll auch der Forderung nach einer Aufstockung des Personals nachgekommen werden.
Gesundheitsminister Olivier Véran kündigte am 21. Juli eine Erhöhung der Zahl junger ausgebildeter Fachkräfte bis 2025 an. Mit Beginn des kommenden Schul- und Ausbildungsjahres werde die Zahl der Plätze in Krankenpflegeschulen in den kommenden fünf Jahren jeweils um 2000 erhöht. Ebenso wird die Zahl der Pflegehelfer (aides-soignant) erhöht. Ziel sei es, „die Zahl der Personen, die eine Ausbildung zum Pflegehelfer beginnen, bis 2025 zu verdoppeln“.
Es ist eine mehr als willkommene Maßnahme für den Berufsstand: Die aktuelle Gesundheitskrise hat einmal mehr den Mangel an Ressourcen und Personal deutlich gemacht, den die Beschäftigten des französischen Gesundheitswesens seit mehreren Jahren bei zahlreichen Streiks und Demonstrationen anprangern.
Nach Angaben des Forschungsinstituts Drees (Direction de la recherche, des études, de l’évaluation et des statistiques) gibt es aktuell 700.988 Krankenpflegerinnen und -pfleger in Frankreich. Bei einer Bevölkerung von rund 67 Millionen Menschen entspricht dies 10,46 Pflegekräften pro 1.000 Einwohnern.
Hinzu kommen 212.337 Ärztinnen und Ärzte (3,16 pro 1.000 Personen).
Damit ist Frankreich im Verhältnis zu seinen europäischen Nachbarn nicht sonderlich schlecht aufgestellt. Angeführt wird die Rangliste allerdings von Finnland, Deutschland und Luxemburg.
Bereits im Jahr 2018 hatte die DREES in einem Bericht festgestellt, dass die Einstellung neuer Pflegekräfte nicht die Abgänge durch Renteneintritt oder Jobwechsel ausglich. Verstärkt wurde der Effekt durch eine Herabsetzung des Rentenalters. So setzte ein deutliches Schrumpfen der Belegschaften ein.
Zeitgleich stieg (und steigt) der Bedarf ständig weiter: „Die Alterung der Bevölkerung dürfte zu einem Anstieg des Pflegebedarfs führen,“ wird im Bericht gewarnt. Die Drees weist darauf hin, dass Menschen über 75 Jahre „viermal mehr Pflegeleistungen in Anspruch nehmen als Menschen zwischen 65 und 74 Jahren – und 27 mal mehr als Menschen unter 65 Jahren“.
Den Beschäftigten im Pflegebereich bleibt – auch angesichts dieser Zahlen – wohl auch in den kommenden Monaten und Jahren nicht viel übrig außer durchzuhalten: Die jetzt beschlossene Erhöhung der Ausbildungsplätze wird sich erst in einigen Jahren bemerkbar machen, wenn die neu ausgebildeten Pflegerinnen und Pfleger dann tatsächlich in den Arbeitsmarkt eintreten.
Dieser Artikel wurde im französischen Original im Rahmen des europäischen Projekts EDJNet verfasst.