Der Europäische Gerichtshof soll entscheiden, ob das Kartenspiel Bridge im Rahmen der EU-Mehrwertsteuerrichtlinie tatsächlich als Sportart anzusehen ist. Euractiv Brüssel berichtet.
Englands nationaler Bridge-Verband EBU organisiert gegen eine bestimmte Teilnahmegebühr Tourniere für die Fans des beliebten Kartenspiel-Klassikers. Nun versucht EBU, die Mehrwertsteuer der Teilnahmegebühren zurückerstattet zu bekommen. Die Begründung: Bridge falle unter eine Ausnahmeregelung des EU-Rechts. Britische Steuerbehörden sehen das jedoch anders und verweigern die Rückzahlung.
Den EU-Mehrwertsteuervorschriften zufolge können Dienstleistungen, die „in engem Zusammenhang mit Sport und Körperertüchtigung“ stehen, von der Mehrwertsteuer befreit werden, sofern sie von gemeinnützigen Organisationen ausgeführt werden. Die EBU erhebt Anspruch auf diese Regelung. Immerhin sei Sport als körperliche oder mentale Betätigung zu verstehen, die bei regelmäßiger Anwendung positiv wirke. Den Geist zu fördern hält der Verband für genauso wichtig wie körperliche Ertüchtigung.
Die Königliche Steuer- und Zollbehörde Großbritanniens nimmt dem Verband diese Begründung jedoch nicht ab und erteilte seinem Antrag auf Mehrwertsteuerbefreiung eine klare Absage. Ein britisches Gericht verwies den Fall nun weiter an den Europäischen Gerichtshof (EuGH), denn die EU-Mitgliedsstaaten hätten sehr unterschiedliche Kriterien dafür, was eine Sportart ausmache. Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich und die Niederlanden stufen Kontakt-Bridge allesamt als Sport ein, während Irland und Schweden dies beispielsweise nicht tun.
Bridge und Schach, ebenfalls eine beliebte Denksportart, hatten erst kürzlich versucht, in die Olympischen Sommerspiele aufgenommen zu werden. Beide scheiterten daran, die Behörden von ihrer Teilnahme an den Spielen in Tokio 2020 zu überzeugen. Schach kombinierte man inzwischen sogar mit Boxen, um die hybride Sportart Schachboxen ins Leben zu rufen.
Beim Kontrakt-Bridge versuchen vier Spieler, die jeweils zu zweit in einer sogenannten Partnerschaft spielen, einander zu überlisten. In der gängigsten Bridge-Variante sitzen sich die Partner am Spieltisch gegenüber. Zu den bekanntesten Bridge-Spielern zählen der fiktive Spitzenspion James Bond, die beiden Milliardäre Warren Buffet und Bill Gates, die Rockband Radiohead, der verstorbene Schauspieler Omar Sharif und sogar Cartoon-Hund Snoopy.
Am 2. März wird der Gerichtshof in Luxemburg allen Erwartungen nach seine Entscheidung bekannt geben.