Die EU-Kommission will der zunehmenden Europa-Skepsis mit einer Verdoppelung der Mittel für das Studenten-Austauschprogramm Erasmus begegnen.
Geplant sei, die Summe im nächsten Haushaltszeitraum von 2021 bis 2027 auf insgesamt 30 Milliarden Euro aufzustocken, teilte die Brüsseler Behörde am gestrigen Mittwoch mit. In der aktuellen Erasmus sei eines der wichtigsten EU-Vorhaben und müsse gestärkt werden, da es jedem vor Augen führe, worum es bei der Integration von Europa gehe, sagte Vizekommissionspräsident Jyrki Katainen. „Es ist der Inbegriff eines Europas ohne Grenzen.“
Dank des größeren Budgets sollen in der Periode bis 2027 zwölf Millionen Menschen gefördert werden. Soziologischen Untersuchungen zufolge sind das allerdings nicht unbedingt jene, die sich seit Jahren verstärkt enttäuscht von der EU abwenden. Wer die EU beliebter machen will, muss allen etwas anbieten, nicht nur den Studierenden.
Das Erasmus-Programm ist dennoch eines der wenigen EU-Haushaltsposten, die in der nächsten Periode kräftig aufgestockt werden sollen. In anderen Bereichen, wie der Kohäsions- und der Agrarpolitik sind kräftige Senkungen geplant. Unter Dach und Fach ist der Vorschlag allerdings noch lange nicht – erst müssen die Mitgliedsstaaten und das EU-Parlament zustimmen. Viele Experten haben Zweifel, dass eine Einigung noch vor den Europawahlen in gut einem Jahr gelingen kann.
Erasmus ermöglicht es Studierenden, ohne großen bürokratischen Aufwand zeitweise an eine Partnerhochschule im EU-Ausland zu wechseln. Die dort abgelegten Prüfungen werden in der Regel von der Heimatuniversität anerkannt. Die Studierenden erhalten zudem ein Stipendium. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Zusatzangeboten, etwa für Auszubildende, Lehrer oder Sporttrainer, die allerdings weit weniger ausgeprägt sind. Seit der Gründung vor 30 Jahren sind mehr als neun Millionen EU-Studierende mit Erasmus ins Ausland gegangen. Benannt ist das Programm nach dem niederländischen Philosophen Erasmus von Rotterdam.