Bulgarische Arbeitgeber stellen sich gegen Erhöhung des Mindestlohns

Der Verband des Industriekapitals in Bulgarien (BICA) besteht jedoch darauf, dass der Mindestlohn nicht erhöht, sondern sogar auf 420 Euro gesenkt werden sollte, da Investoren dies für zu hoch halten. [Getty Images]

Eine der wichtigsten Arbeitgeberorganisationen Bulgariens hat sich gegen die Pläne der Regierung ausgesprochen, den Mindestlohn zu erhöhen. Sie argumentieren, dass dieser, für den ärmsten Staat der EU, bereits zu hoch sei.

Bulgarien hat derzeit einige der niedrigsten Löhne in der EU, wobei der Mindestlohn auf 50 Prozent des Durchschnittslohns des Vorjahres festgelegt ist. Der Mindestlohn in Bulgarien soll bis 2025 von 470 Euro auf 535 Euro steigen – eine Erhöhung um 15 Prozent.

Der Verband des Industriekapitals in Bulgarien (BICA) besteht jedoch darauf, dass der Mindestlohn nicht erhöht, sondern sogar auf 420 Euro gesenkt werden sollte, da Investoren dies für zu hoch halten.

„Aufgrund der unzureichenden Berechnungsmethode werden im nächsten Jahr mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in unserem Land den gleichen Lohn erhalten – den Mindestlohn“, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Vassil Velev. Es gäbe „keine große Volkswirtschaft auf der Welt, die darauf abzielt, dass der Mindestlohn die Hälfte des Bruttodurchschnittslohns beträgt“.

Laut einer Studie des Europäischen Parlaments lag der Anteil der Schattenwirtschaft in Bulgarien im Jahr 2022 bei 30 Prozent und damit im Vergleich zu anderen EU-Staaten an der Spitze. Dies bedeutet, dass bulgarische Unternehmen es weitgehend vermeiden, Steuern und Versicherungen für ihre Mitarbeiter zu zahlen.

Der vorgesehene Mindestlohn für eine Arbeitsstunde in Bulgarien im Jahr 2024 beträgt 3,25 Euro. Dieser soll um  15,4 Prozent erhöht werden.

„Der neue Mindestlohn wird dazu beitragen, die Motivation der Menschen mit den niedrigsten Einkommen zu erhöhen, nach Arbeit zu suchen, den Lebensstandard zu erhöhen, das Risiko der Armut trotz Erwerbstätigkeit zu verringern und die Einkommensungleichheit zu reduzieren sowie die Binnennachfrage anzukurbeln“, so die bulgarische Regierung.

Die Festlegung eines neuen höheren Mindestlohns werde dazu beitragen, den Lebensstandard der Geringverdiener auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen, Arbeitsplätze zu erhalten und die Arbeitskräfte an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes anzupassen, fügte die Regierung hinzu.

Selbst nach der Erhöhung wird Bulgarien mit 551 Euro im Monat immer noch den niedrigsten Bruttomindestlohn in der EU haben. Ungarn folgt mit einem Mindestlohn von 710 Euro. 

[Bearbeitet von Kjeld Neubert]

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