Einen Monat nach der Aufhebung des viermonatigen Ausnahmezustands nehmen die COVID-19-Infektionen in Spanien wieder zu. Die nationalen und regionalen Gesundheitsbehörden bereiten aus Angst vor neuen Ansteckungswellen im Herbst neue Notfallpläne vor. EURACTIVs Medienpartner EFE berichtet.
Nach einem Abwärtstrend im Mai und Juni haben neue Fälle von Ansteckung mit dem Coronavirus im gesamten südeuropäischen Land im Juli zugenommen, berichtete das spanische Gesundheitsministerium am Donnerstag. Den neuesten Zahlen zufolge wurden in den letzten zehn Tagen über 1.000 neue „positive“ Fälle (mit PCR-Test) gemeldet.
Die meisten dieser neuen Infektionen seien auf nächtliche Partys zurückzuführen, bei denen die jungen Leute keine Masken trugen oder den vorgeschriebenen sozialen Abstand von zwei Metern nicht einhielten, teilte das öffentliche spanische Fernsehen RTVE mit. Auch Familienfeiern, Beerdigungen oder Geburtstagsfeiern haben zu einer neuen Welle von Corona-Infektionen im südeuropäischen Land geführt.
Neuer „exponentieller“ Trend von Ansteckungen?
Experten des Gesundheitsinstituts Carlos III. in Madrid schätzen, dass die „Reproduktionszahl“ von COVID-19 in Spanien jetzt bei etwa 1,3 liegt (berechnet mit dem Datum des Auftretens der ersten COVID-19-Symptome). Der R-Wert lag bereits in den letzten zwei Wochen über 1.
Experten betonten, dass dies bedeutet, dass die Ansteckungen im ganzen Land zunehmen und „exponentiell“ werden könnten, berichtete El País. In der letzten Woche wurden jeden Tag zwischen 30 und 40 Menschen ins Krankenhaus eingeliefert und mit der Krankheit diagnostiziert.
Die neuesten Zahlen sind jedoch weit entfernt von den 2.000 Personen (pro Tag), die im April in Krankenhäusern eingeliefert wurden, als der „Höhepunkt“ der COVID-19-Pandemie in Spanien erreicht wurde und die Intensivstationen überfordert waren.
Besonders besorgniserregend ist die Situation in einigen nordöstlichen Regionen Spaniens. Neue Ausbrüche in Huesca, Lleida und Katalonien bereiten den Gesundheitsexperten Sorgen, die nun vor einer „Gemeinschaftsübertragung„, wie die WHO sie beschreibt, warnen.
Priorität: „Gemeinschaftsübertragungen“ unterbinden
Aragon (Nordosten) ist die spanische Gemeinde mit den meisten positiven Corona-Fällen, und auch in Navarra (Norden) und Madrid (Zentrum) nehmen die Infektionen zu.
Unterdessen stimmten fast alle spanischen Regionen und autonomen Gemeinschaften (bisher mit Ausnahme von Madrid und den Kanarischen Inseln) in dem Versuch, die „Gemeinschaftsübertragungen“ im ganzen Land zu unterbinden, der obligatorischen Verwendung von Masken zu.
Seit dem Ende des Ausnahmezustands Mitte Juni haben die spanischen Regionen und Gemeinden die entsprechenden Kompetenzen, um die Ausbreitung der Pandemie in ihren eigenen Regionen zu regulieren und besondere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu ergreifen.
Wirtschaftlicher Schock nach „Winterschlaf“
Aufgrund der geringen Zahl ausländischer Touristen, die das Land besuchen, befinden sich Tausende von Beschäftigten des für Spanien lebenswichtigen Tourismussektors weiterhin in befristeten Entlassungsplänen, die in den meisten Fällen bis September andauern.
Die Gewerkschaften und der spanische Unternehmenssektor halten eine Verlängerung dieser Schutzprogramme bis Dezember für notwendig, da die Erholung nach vier Monaten „Winterschlaf“ der spanischen Wirtschaft nur langsam voranschreitet und im Herbst eine zweite Wellen von COVID-19-Fällen zu befürchten ist.