Bewaffnete Konflikte verschlimmern globale Hungersnöte, erklärten die Vereinten Nationen am Montag. Es müsse mehr Friedensbemühungen geben, um das Hungern von fast 500 Millionen Menschen in Kriegsgebieten zu beenden.
In den acht hungrigsten Ländern der Welt hat durchschnittlich jeder vierte Mensch nicht genug zu essen, stellen zwei UN-Agenturen (WFP und FAO) in einem am Montag im Sicherheitsrat vorgestellten Bericht fest.
Am schlimmsten betroffen ist der Jemen, wo 60 Prozent der Bevölkerung – rund 17 Millionen Menschen – akut von Hunger bedroht sind. Darauf folgt der Südsudan, wo 45 Prozent der Bürger nicht genügend Nahrung erhalten.
Hunger continues to intensify in conflict zones, @UN agencies report to Security Council. In Yemen, 60 per cent of the population, or 17 million people, are affected by acute hunger. ►https://t.co/YBEbF34iAh pic.twitter.com/RAkDzNNkPM
— UN News (@UN_News_Centre) January 29, 2018
„Solange die Kriege nicht gestoppt werden, wird das, was wir tagsüber aufbauen, nachts wieder zerstört,“ sagte Andre Vornic, Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP) in Rom gegenüber der Thomson Reuters Foundation. Ohne Frieden gebe es „keine Chance, den Hunger zu beenden – egal, was wir tun,“ fügte er hinzu.
Die Beseitigung von Hunger und Unterernährung bis zum Jahr 2030 ist das zweite der 16 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), die die Staaten der Welt sich 2015 gesetzt hatten.
Doch im Folgejahr 2016 stieg die Zahl der unterernährten Menschen weltweit zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt an: Von 777 Millionen auf 815 Millionen. Grund dafür waren bewaffnete Konflikte, der Klimawandel und wirtschaftliche Miseren.
Die Daten der UN zeigen, dass ein Großteil der Hungernden – insgesamt 489 Millionen – in Kriegsländern leben. Im vorgestellten Bericht werden 16 Länder plus die Tschadsee-Region in Westafrika beleuchtet. Diese Gebiete seien am stärksten von Hungersnöten betroffen.
Auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erklärte: „Die Intensivierung von Konflikten ist einer der Hauptgründe hinter dem neuerlichen Anstieg des Hungers weltweit.“ Die FAO fordert deshalb: „Aktionen zur Schaffung von robusten Lebensgrundlagen müssen mit Friedens- und Konfliktlösungsbemühungen einhergehen.“
Gerade in den von Konflikten gebeutelten Ländern Afghanistan und Demokratische Republik Kongo (DRK) habe es im vergangenen Jahr dramatische Anstiege der Zahl an Menschen gegeben, die auf Lebensmittelhilfe angewiesen waren, heißt es im Bericht der UN-Agenturen.
In Afghanistan seien 7,6 Millionen Menschen von solcher Unterstützung abhängig – viele davon in Gebieten, die für Hilfsorganisationen aufgrund der Präsenz bewaffneter Milizen schwer zugänglich sind.
Auch die Situation in der DRK verschlechtere sich dramatisch. Inzwischen leiden dort 7,7 Millionen Menschen Hunger. Das ist ein Anstieg um fast zwei Millionen seit 2016. „Viele [Bürger der DRK] können kaum mehr als eine Mahlzeit pro Tag essen – normalerweise besteht diese lediglich aus Mais oder Maniokwurzeln und -blättern,“ so der Report.
In einer Studie der Thomson Reuters Foundation wird die Demokratische Republik Kongo als die am meisten vernachlässigte und unbeachtete Krise des Jahres 2017 bezeichnet.