Die afrikanische Bevölkerung wird sich laut einem aktuellen Bericht bis 2050 verdoppeln – ein Trend, der ernsthafte Fragen über die Nachhaltigkeit auf dem ärmsten Kontinent aufwirft. EURACTIV Brüssel berichtet.
Die jüngsten Hochrechnungen des Population Reference Bureau (PRB) in Washington zeigen: 2050 werden etwa 2,5 Milliarden Menschen in Afrika leben. Damit weist der Kontinent das bei Weitem stärkste Bevölkerungswachstum weltweit auf. Im Gegensatz dazu soll Europas Bevölkerung von derzeit 740 Millionen auf 728 Millionen sinken.
Bis 2053 wird die Zahl der Menschen weltweit (derzeit 7,4 Milliarden) wahrscheinlich die Zehn-Milliarden-Marke geknackt haben, so das übergeordnete Ergebnis der Studie. „Obwohl die Geburtenraten auf der ganzen Welt zurückgehen, bleibt davon auszugehen, dass uns das Bevölkerungswachstum weiterhin auf die zehn Milliarden zutreibt“, warnt PRB-Präsident Jeffrey Jordan.
„Dabei lassen sich jedoch noch immer große regionale Unterschiede ausmachen. Die niedrigen Geburtenraten in Europa sorgen dort für einen Bevölkerungsrückgang, während sich die Anzahl der afrikanischen Bürger erwartungsgemäß verdoppeln wird“, erklärt er.
In Ozeanien (im Prinzip Australien und Neuseeland) wird die Bevölkerung von derzeit 40 Millionen um etwa ein Drittel auf 66 Millionen ansteigen. Für Asien ist ein Anstieg um 900 Millionen Menschen auf 5,3 Milliarden zu erwarten.
Die Daten legen nahe, dass sich die Zahl der Bewohner von Entwicklungsländern bis 2050 verdoppeln wird und somit 1,9 Milliarden betragen wird. Die Mehrheit der 48 „am wenigsten entwickelten Länder“ befindet sich UN-Kriterien nach in Afrika. Insgesamt gibt es 29 Länder, in denen 2050 doppelt so viele Menschen leben werden wie bisher – fast alle davon auf dem afrikanischen Kontinent. Im Niger, dem Land mit der weltweit höchsten Geburtenrate, ist sogar mit einer Verdreifachung zu rechnen.
Die zehn Länder mit den höchsten Geburtenraten befinden sich allesamt in Subsahara-Afrika. Dort bekommt eine Frau im Schnitt fast überall sechs Kinder. Zum Vergleich: In Europa liegt das Verhältnis bei 1,6 Kindern pro Frau.
In den am wenigsten entwickelten Ländern sind 41 Prozent der Bevölkerung unter 15 – weltweit sind dies 25 Prozent und in den Industriestaaten nur 16 Prozent.
Am meisten Sorgen bereitet das Wachstum einiger afrikanischer Länder: in Äthiopien von 101 Millionen auf 168 Millionen, in Nigeria von 186 Millionen auf 387 Millionen, in der Demokratischen Republik Kongo von 79 Millionen auf 213 Millionen und in Tansania von 54 Millionen auf 134 Millionen.
Wie sehen die Zahlen für Europa aus? Großbritannien wird einen Zuwachs von 65 Millionen auf 77 Millionen verzeichnen. In Deutschland (von 82 Millionen auf 81 Millionen) und Spanien (von 43 Millionen auf 39 Millionen) dagegen ist die Entwicklung rückläufig.
Ähnlich besorgniserregend ist aus entwicklungspolitischer Sicht, dass sich auch die zehn Länder mit der schlechtesten Stromversorgung in Afrika befinden: der Sudan (fünf Prozent), der Tschad (sechs Prozent), Burundi (sieben Prozent), Malawi (zehn Prozent), Liberia (zehn Prozent), die Zentralafrikanische Republik (elf Prozent), Burkina Faso (13 Prozent), der Niger (14 Prozent), Sierra Leone (14 Prozent) und Tansania (15 Prozent).