Dieser Artikel ist Teil des special reports Klima, Wirtschaft, Digitales: Was steht 2021 auf der Politik-Agenda?
2020 war das Jahr der Klimakatastrophen, mit verheerenden Waldbränden, Hitzeperioden und Überflutungen. Die Umwelt konnte durch die Coronavirus-Pandemie und den ausbleibenden Flugverkehr aber auch durchatmen und sich etwas erholen. Das neue Jahr bietet zwar große Chancen, ein Klima-Selbstläufer wird es jedoch nicht.
Es gibt zwei Arten von Faktoren, die das Klima-Jahr 2021 bestimmen werden: Die beeinflussbaren und die nicht-beeinflussbaren. Zu letzteren gehören Klimakatastrophen wie Waldbrände, Überschwemmungen und andere Wetterphänomene. Zwar sind diese teilweise auch Folgen des menschengemachten Klimawandels und somit auch auf bestimmte Weise beeinflussbar, doch direkt aufhalten kann man sie innerhalb eines Jahres nicht.
Das Klima-Jahr 2021 hängt darum auch davon ab, wie häufig und wie heftig derartige Katastrophen auftreten.
Voraussagen lassen sich Wetterereignisse nur schwer. Prognosen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) deuten zwar darauf hin, dass 2021 im Schnitt kühler werden könnte als das vorangegangene Jahr. Das liegt laut WMO am Kaltwetter-Phänomen La Niña, welches im Pazifikraum für kühlere Wassertemperaturen sorgt. Allerdings kann La Niña auch orkanartige Stürme in Nord- und Mittelamerika begünstigen. Doch weil sich Wetterphänomene weder heraufbeschwören noch kurzfristig aufhalten lassen, zählen sie zu den nicht-beeinflussbaren Faktoren.
Klimawahlkampf 2021
Beeinflussbar ist dagegen der Umgang mit den Folgen des Klimawandels und die Maßnahmen, die in diesem Jahr getroffen werden, um die Auswirkungen in Zukunft zu minimieren. Das hängt vor allem vom Willen politischer EntscheidungsträgerInnen ab – und auch von denen, die es werden wollen. 2021 wählen die Deutschen einen neuen Bundestag und indirekt auch eine neue Regierung und einen oder eine Bundeskanzlerin. Die Klimakrise wird aller Voraussicht nach ein entscheidendes Wahlkampfthema werden; bei nahezu allen Parteien.
Es dürfte vor allem spannend werden, welche Themen die Kandidaten und ihre Parteien in den Fokus rücken. Die Farbkombination der neuen Regierungskoalition wird anschließend Aufschluss darüber geben, auf welchem Pfad Deutschland in Sachen Klimaschutz für die kommenden vier Jahre unterwegs sein wird.
Außerdem: Wer auch immer die Bundestagswahl 2021 gewinnt, wird im November als RegierungschefIn zur Weltklimakonferenz nach Glasgow reisen. Die COP26 war ursprünglich schon für 2020 geplant, musste jedoch aufgrund der Pandemie verschoben werden.
Um was geht es bei der COP26?
Die Weltklimakonferenz der UN ist der Gradmesser, wie ernst der weltweite Kampf gegen die Klimakrise genommen wird. Sie ist die einzige Plattform, auf der die Staaten über das Pariser Klimaabkommen verhandeln. Das darin formulierte Ziel, „den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2°C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen“, ist die Grundlage, um die weltweiten Ambitionen beim Klimaschutz einzuordnen.
Der Kern des Abkommen sind die jeweiligen national festgelegte Beiträge (nationally determined contributions – NDCs). Die Regierungen aller teilnehmenden Staaten werden bei der 26. Ausgabe der Weltklimakonferenz ihre aktualisierten Beiträge vorstellen, die sie für die Erfüllung des Pariser Klimaabkommen besteuern wollen. Bislang haben nicht einmal die Hälfte aller Staaten die erhöhten Klimaschutzpläne vorgelegt. Diese sind jedoch notwendig, um auch weiterhin gemeinschaftliche Klimapolitik zu machen.
Der Erfolg der COP26 in Glasgow hängt unmittelbar vom gemeinsamen Abschlussbericht ab. Dieser hat sich bei vergangenen UN-Klimagipfeln häufig als Stolperstein herausgestellt, weil sich die Länder oftmals nicht einigen konnten. Man muss befürchten, dass auch in Glasgow wieder gestritten werden wird, inwiefern Staaten ihre Emissionen durch Offsetting reduzieren können oder wie viel Geld den Ländern des globalen Südens im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels zur Verfügung gestellt wird.
An der anschließenden Einigung wird man wohl bereits ablesen können, wie sich der Planet in Sachen Klimaschutz und Klimapolitik in den kommenden Jahren entwickeln wird.
Hoffnungen ruhen auf den Erneuerbaren und auf Joe Biden
Im vergangenen Jahr wurden einige Ankündigungen gemacht, welche Grund zur Hoffnung bieten, dass die weltweiten Treibhausgasemissionen fortan reduziert werden könnten. Der European Green Deal veranlasste die EU-Mitgliedsländer zur Erhöhung ihrer Emissions-Reduktionsziele. Deutschland möchte demzufolge bis 2050 klimaneutral werden und hat die ersten Kohlekraftwerke im Zuge des Kohleausstiegs abgeschaltet. Dazu kommen neue Ausbauziele für Erneuerbare Energien, wie Offshore-Windkraft, Photovoltaik und Wasserstoff im Rahmen des neuen EEG, welches seit dem 1. Januar offiziell in Kraft ist.
Ob diese Ziele ausreichend sind, beziehungsweise ob sie überhaupt erfüllt werden können, dürfte sich schon in diesem Jahr zeigen. Allein bei der Windkraft sollen 2021 fünf Gigawatt an Anlagenzubau ausgeschrieben werden, weitere zwei bei Photovoltaikanlagen.
Doch nicht nur in Europa gab es hoffnungsfrohe Ankündigungen. Der designierte US-Präsident Joe Biden möchte wieder in das Pariser Klimaabkommen eintreten. Ohnehin könnte das erste Jahr von Bidens Präsidentschaft richtungsweisend für die weltweiten Anstrengungen gegen den Klimawandel sein: Die USA sind nach China der zweitgrößte Treibhausgas-Emittent und als größte Industrienation beim Umweltschutz in der Verantwortung.
Donald Trumps Entscheidungen im Weißen Haus hatten eher für Umweltzerstörung statt Umweltschutz gesorgt. Biden muss diesen Pfad nun korrigieren, wird es aber schwer haben, da ihm im Senat die Mehrheit der Demokraten fehlen könnte.
Insgesamt kann 2021 ein Jahr werden, in dem die Menschheit den Klimakurs für das ganze Jahrzehnt festlegt. Sicher ist und bleibt: Dies hängt von diversen Faktoren ab, manche davon beeinflussbar, andere nicht.