Projekte zur Schaffung einer kompletten Wasserstoff-Wertschöpfungskette, die Produktion, Infrastruktur und Nutzung in einer einzigen Region vereint, sprießen in ganz Europa aus dem Boden. Es müsse jedoch mehr getan werden, um ihre Entwicklung weiter zu beschleunigen, so Befürworter der Technologie.
Laut dem Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH/JU), einer öffentlich-privaten Partnerschaft, die sich mit der Erforschung der Wasserstofftechnologie beschäftigt, gibt es aktuell knapp über 20 „Wasserstofftal“-Projekte in der EU und zwei weitere im Vereinigten Königreich. Die meisten von ihnen befinden sich in unmittelbarer Nähe von Häfen.
Die Projekte sollen, sobald sie ausgereift sind, kleine Wasserstoff-Hubs bilden, die als erster Meilenstein auf dem Weg zu einer EU-weiten Wasserstoffwirtschaft dienen könnten. „Es ist entscheidend, die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft schnell umzusetzen. Und sauberer Wasserstoff wird eines der Schlüsselelemente dabei sein,“ zeigt sich Bart Biebuyck, Exekutivdirektor des FCH/JU, überzeugt.
Im Rahmen der öffentlich-privaten Partnerschaft war kürzlich ein Bericht über den Fortschritt der Wasserstofftäler („Hydrogen Valleys“) veröffentlicht worden, in dem diese in drei Typen eingeteilt wurden: kleine, lokale Projekte, die sich auf Mobilität konzentrieren; ebenfalls lokale, aber mittelgroße Projekte, die auf die Industrie abzielen; und deutlich größere Projekte, die auf den internationalen Export ausgerichtet sind.
„Die Hydrogen-Valley-Landschaft wächst [und] wird zunehmend vom privaten Sektor angetrieben,“ heißt es in dem Bericht. „Hydrogen Valleys werden in den 2020er Jahren heranreifen: Die Zahl der Projekte nimmt zu und die angekündigten Projekte selbst werden immer größer und komplexer.“
Europa weist bereits die höchste weltweite Dichte derartiger Projekte auf, so die Hydrogen Valleys Platform, die den Austausch bewährter Praktiken und Daten von 34 Projekten in 19 Ländern der Welt ermöglicht. Die Niederlande positionieren sich dabei als europäischer Vorreiter – mit fünf laufenden Wasserstofftal-Projekten, darunter im Hafen von Rotterdam, in Amsterdam und in der Gasregion Groningen.
Allerdings sind bisher lediglich vier Hydrogen-Valley-Projekte weltweit vollständig umgesetzt worden. Dazu gehört eines in Dänemark, wo erneuerbarer Wasserstoff, der aus Windenergie erzeugt wird, das Stromnetz ausgleichen soll und in den Bereichen Verkehr und Industrie eingesetzt wird.
Nach Ansicht der Branche sind jedoch mehr Maßnahmen seitens der Politik nötig, um Projekte wie dieses auch in Zukunft zu fördern: „Der Bericht hat einige wichtige Barrieren identifiziert, die es nach wie vor gibt. Eine davon ist die Einwerbung öffentlicher Fördermittel, um die verbleibenden Finanzierungslücken zu schließen. Eine zweite besteht darin, Abnehmer für sauberen Wasserstoff zu finden und langfristige Verträge abzuschließen, um Projekte wirklich rentabel zu machen,“ so Biebuyck.
Er schließt: „Drittens müssen wir sicherstellen, dass alle Brennstoffzellen und Wasserstoffanwendungen, die wir benötigen, technologisch ausgereift sind. Und schließlich müssen wir für eine angemessene rechtliche Unterstützung sorgen. Beispiele dafür sind Kohlenstoffpreise, Standardisierungen, schnellere Genehmigungen – und viele mehr.“
[Bearbeitet von Frédéric Simon]