Ungarns letztes Kohlekraftwerk soll bereits 2025 statt 2030 abgeschaltet werden, kündigte der Staatssekretär für EU-Angelegenheiten an.
„Unser Plan ist es, bis 2030 eine zu 90 Prozent CO2-neutrale Stromerzeugung zu erreichen,“ erklärte Attila Steiner bereits am Dienstag auf dem jährlichen Gipfeltreffen der Powering Past Coal Alliance.
Budapest wolle dies durch die Beibehaltung der bestehenden Atomkraft-Kapazitäten und den Ausbau der Solarenergie auf sechs GW erreichen. Damit würde Solarenergie in Ungarn künftig dreimal mehr Strom erzeugen als die Atomkraft, fügte Steiner hinzu.
„Drittens möchten wir die Braunkohleblöcke unseres letzten verbleibenden Kohlekraftwerks – des Matra-Kraftwerks – bis 2025 auslaufen lassen,“ betonte er und fügte hinzu, dass Ungarn dabei auf EU-Mittel zugreifen werde, um die von der Schließung betroffenen Kohle-Arbeiter umzuschulen.
Diese Ankündigung wurde von Aktivistinnen und Aktivisten als ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Klimawandel gewertet. Eine weitere positive Entwicklung sei die Unterstützung der von der Schließung des Kraftwerks betroffenen Arbeitnehmenden aus dem EU-Fonds für den gerechten Übergang.
„Die Bestätigung der Schließung des 884-MW-Kohlekraftwerks Matra ist ein entscheidender Schritt in der Planung eines gerechten Übergangs für die Arbeitnehmenden und für die betroffenen Gemeinden,“ lobte die Aktivistengruppe Europe Beyond Coal.
„Die Entscheidung der ungarischen Regierung, die verbleibende Zeit bis zum Kohleausstieg zu halbieren, sagt eigentlich alles aus, was man über den Zustand der kollabierenden Kohleindustrie in Europa wissen muss,“ fügte Kathrin Gutmann, Kampagnendirektorin bei Europe Beyond Coal, hinzu. „Es zeigt sich, dass, wenn Regierungen tatsächlich innehalten und sich die harten wirtschaftlichen und politischen Realitäten und Fakten im Bereich Kohle anschauen, sie nicht nur einfach aussteigen wollen: Sie beschließen, dies so schnell wie möglich zu tun.“
Fünf Jahre früher
Der ungarische Präsident János Áder hatte den ursprünglichen Plan des Landes, bis 2030 aus der Kohle auszusteigen, auf dem UN-Klimagipfel in New York im Jahr 2019 angekündigt.
Ungarn hat außerdem eine EU-weite Verpflichtung unterschrieben, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen und „begrüßt“ die Pläne, auch die EU-Klimaziele für 2030 zu verschärfen, sagte Steiner.
Am Standort des letzten verbleibenden Kohlekraftwerks in Ungarn wird nun ein 200-MW-Solarpark geplant. Dies sei auch ein symbolischer Schritt, der aufzeigen soll, wie eine „saubere Energiewende“ Kohlejobs und Minenschließungen durch neue Möglichkeiten ersetzen kann, lobten Klimaaktivisten.
Zeitgleich zeigten sie sich jedoch enttäuscht, dass ebenfalls ein 500-MW-Gaskraftwerk auf dem Matra-Gelände gebaut werden soll. Sie warnten, dies berge die Gefahr, dass sich Ungarn auf Jahre hinaus auf weiterhin CO2-emittierende Brennstoffe festlege.
Neben Ungarn wollen fünf weitere EU-Länder und das Ex-Mitglied UK voraussichtlich bis 2025 aus der Kohlestromproduktion aussteigen: Frankreich (2022), Portugal (2022), die Slowakei (2023), das Vereinigte Königreich (2024), Irland und Italien (jeweils 2025).
[Bearbeitet von Benjamin Fox und Tim Steins]