Schweden ist das dritte EU-Land, das Kohle aus seiner Stromproduktion gestrichen hat. Das letzte Kohlekraftwerk wurde in der vergangenen Woche – zwei Jahre früher als geplant – endgültig geschlossen.
Die Stockholm Exergi AB schloss ihr Kohlekraftwerk Värtaverket vergangene Woche. Das Unternehmen bezeichnete dies als einen „Meilenstein“ für saubere Energie in Schweden.
„Das kohlebefeuerte Heizkraftwerk KVV6 in Värtaverket war seit 1989 in Betrieb und lieferte seitdem Wärme und Strom an die Stockholmer. Jetzt ist es geschlossen,“ teilte das Unternehmen in einer Erklärung vom 16. April mit.
Europe Beyond Coal, eine NGO, die die Kohleausstiegspläne in ganz Europa beobachtet und dokumentiert, lobte diesen Schritt, der kurz nach der Schließung des letzten Kohlekraftwerks in Österreich erfolgte. „Da Schweden nun in der selben Woche kohlefrei wird wie Österreich, wird der Abwärtstrend der Kohle in Europa noch deutlicher und klarer,“ zeigte sich Kathrin Gutmann von Europe Beyond Coal zufrieden.
Das Werk in Stockholm wurde zum Ende der Heizperiode geschlossen, das laut Exergi AB dieses Jahr früher als geplant eintrat. „Der milde Winter hat dazu geführt, dass diese Reserve nicht mehr genutzt werden musste. Jetzt ist sie endgültig und für immer heruntergefahren,“ so das Unternehmen.
Weiter hieß es in der Firmenerklärung: „Unser Ziel ist es, dass zukünftig unsere gesamte Produktion aus erneuerbarer oder rückgewonnener Energie stammt.“
Österreich und Belgien ebenfalls ohne Kohlestrom
Österreich hatte in der vergangenen Woche ebenfalls angekündigt, man werde das letzte Kohlekraftwerk, das ein Fernwärmenetz in der Gemeinde Mellach südlich von Graz mit Strom versorgt, endgültig herunterfahren.
Bereits 2016 war Belgien das erste EU-Land gewesen, das die Kohle aus seinem Energiemix verbannte.
Somit gibt es nun drei EU-Länder, die offiziell die Kohlekraft für Heizung und Stromerzeugung in Privathaushalten eingestellt haben.
Sechs weitere europäische Länder sollen laut nationalen Plänen bis Mitte des Jahrzehnts folgen, so Europe Beyond Coal: Frankreich (2022), die Slowakei (2023), Portugal (2023), das Vereinigte Königreich (2024) Irland (2025) und Italien (ebenfalls 2025).
Später kommen noch Griechenland (2028), die Niederlande (2029), Finnland (2029), Ungarn (2030) und Dänemark (2030) hinzu. Entsprechende Gespräche werden aktuell noch in der Tschechischen Republik, Spanien und auch in Nordmazedonien geführt.
Deutschland lässt sich derweil mehr Zeit: In Berlin wurde angekündigt, das letzte Kohlekraftwerk im Jahr 2038 offiziell vom Netz zu nehmen.
[Bearbeitet von Benjamin Fox und Tim Steins]