Waldbrände haben in Europa in der ersten Jahreshälfte 2019 bereits mehr Landfläche verwüstet als im gesamten Jahr 2018, so die Daten der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Union.
Sollte dieser Trend anhalten, könnte dieses Jahr der „Rekord“ von 2017 gebrochen werden. Damals hatten riesige Brände vor allem in Italien, Portugal und Spanien mehr als 800.000 Hektar Land vernichtet.
Nach Angaben der GFS hat die diesjährige Brandsaison besonders früh begonnen und bereits 250.000 Hektar Land gekostet. Im Gesamtjahr 2018 waren es „nur“ 181.000 Hektar – und die Saison begann erst im Juni.
An der Nordküste Spaniens und in den Pyrenäen sind erst kürzlich neue Brände ausgebrochen, während das Vereinigte Königreich und große Teile des Balkans bereits zuvor mit Waldbränden zu kämpfen hatten.
Ungewöhnlich viele Brände
Das Europäische Waldbrandinformationssystem (EFFIS) der GFS verzeichnete bis Ende April 1.233 Brände, die 30 Hektar oder mehr Land verbrannten. Das übertrifft die 1.192 Brände im Gesamtjahr 2018 und deutlich den Zehnjahresdurchschnitt von nur 115 für diese Jahreszeit.
Hinzu kommt: Inzwischen gelten mehr Länder als zuvor als von Waldbränden bedroht. Deutschland, Lettland, Schweden und das Vereinigte Königreich sind in die Liste der Mitgliedstaaten aufgenommen wurden, die seit Jahrzehnten mit Bränden zu kämpfen haben.
Im vergangenen Jahr waren Feuerwehrleute aus ganz Europa im Rahmen eines Katastrophenhilfeprogramms der EU sogar am Polarkreis in Schweden und Finnland eingesetzt worden – ein bisher einmaliges Ereignis.
EFFIS und das Erdbeobachtungssatellitensystem der EU, Kopernikus, gehören zu den Instrumenten, mit denen der Block die Waldbrände im Auge behält und Empfehlungen ausspricht.
Die Mitgliedstaaten können derzeit EU-Gelder als Gegenleistung für die Bereitstellung ihrer Feuerlöschmittel, einschließlich Personal und Flugzeuge, für grenzüberschreitende Einsätze erhalten.
Hohe Klimawandel-Schäden
Waldbrände gehören zu den Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel verschärft werden und die der europäischen Wirtschaft teuer zu stehen kommen, warnt die Europäische Umweltagentur.
Im April kam die Agentur zu dem Schluss, dass Brände, Überschwemmungen, Hitzewellen und andere klimabedingte Extremwetter-Vorfälle zwischen 1980 und 2017 wirtschaftliche Verluste in Höhe von 453 Milliarden Euro verursachten. Schlimmer noch: In diesem Zeitraum seien mehr als 115.000 Menschen in ganz Europa ums Leben gekommen, also durchschnittlich rund 3.100 pro Jahr.
Der Schaden von fast einer halben Milliarde Euro entspricht in etwa dem gesamten Bruttoinlandsprodukt Belgiens.
[Bearbeitet von Zoran Radosavljevic und Tim Steins]