Es wird zunehmend unwahrscheinlicher, dass der globale Temperaturanstieg auf 1,5°C begrenzt werden kann. Ganz im Gegenteil: Die aktuellen Entwicklungen könnten laut einem neuen UN-Bericht zu einer Erwärmung des Planeten um 3,2°C bis zum Jahr 2100 führen. EURACTIV Frankreich berichtet.
Die Klimakatastrophe verschärft sich, könnte aber bei einer Besteuerung der Kohlendioxidemissionen zumindest noch abgeschwächt werden. Das ist die Botschaft eines neuen Berichts des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP).
Die Mitteilung hätte aus französischer Sicht kaum zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen können: Der Bericht über die weltweiten CO2-Emissionen wurde am Mittwoch in Paris vorgestellt, inmitten (bildlich gesprochen) der Proteste der sogenannten „gelben Westen„, die gegen hohe Kraftstoffpreise demonstrieren.
„Wir sind aktuell nicht in der Lage, das Klimaproblem zu lösen,“ warnte Satya Tripathi, stellvertretender Generalsekretär des UNEP. „Alles, was Sie auf diesem Planeten lieben – die Biodiversität, die Friedlichkeit, die Wälder, all die schönen Orte: Alles ist in Gefahr,“ fügte er hinzu.
Im alarmierenden Jahresbericht seiner Organisation wird betont, dass die Treibhausgasemissionen 2017 wieder gestiegen sind, nachdem sie zwischen 2014 und 2016 leicht gesunken waren. Die Emissionen erreichten im vergangenen Jahr 53,5 Gigatonnen CO2-Äquivalent und zerstörten damit das vorherige Stabilitätsniveau, das einige Beobachter schon zu der Annahme veranlasst hatte, dass die Emissionen nun zurückgehen würden.
Klimaversprechen von Paris werden nicht eingehalten
Die Lücke zwischen den aktuellen Emissionen und den CO2-Senkungen, die erforderlich wären, um die globale Erwärmung auf ein akzeptables Niveau zu begrenzen, wird immer größer. Die Emissionen der meisten Länder steigen weiter an, und nur 49 von ihnen haben ihren vorhergesagten „Emissions-Scheitelpunkt“ überschritten. Laut dem im September veröffentlichten IPCC-Bericht dürfen die jeweiligen Höchstwerte jedoch ab 2020 weltweit nicht mehr steigen, wenn die globale Erwärmung unter 1,5°C gehalten werden soll.
Es ist auch klar: Nur sehr wenige Länder der G20 erfüllen ihre auf der COP21 in Paris geleisteten nationalen Zusagen. Dies sind bisher Brasilien (das unter dem neuen Präsidenten Bolsonaro seine weitere Beteiligung am Pariser Abkommen allerdings überdenkt), China, Japan, Indien, Russland und die Türkei.
Keines der anderen Länder, einschließlich der EU-Mitgliedstaaten, erfüllt seine Verpflichtungen – wenn auch festgehalten werden muss, dass die Zusagen der Europäer die ehrgeizigsten sind.
„Wir müssen diese nationalen Verpflichtungen stärken,“ fordert Anne Olhoff, Leiterin des Climate Resilient Development Programme beim UNEP. Sie betont auch, weltweit wisse man, was auf technischer Ebene zu tun ist. Es mangele eher an politischem Willen.
Ein kleiner Trost in dieser Flut an schlechten Nachrichten ist dabei lediglich, dass der Bericht eine Diskrepanz zwischen den CO2-Emissionen und der Wachstumsrate des globalen BIP aufzeigt. Dies verdeutliche, dass die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen und die Zerstörung von Wäldern kein integraler Bestandteil der Schaffung von Wohlstand sei.
Lösungsvorschläge
Zu den im Bericht genannten Lösungen gehören ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien, verbesserte Energieeffizienz und verstärkter Waldschutz. Dies seien die drei Schlüsselbereiche, die es ermöglichen könnten, die CO2-Emissionen bis 2030 auf ein Niveau von „nur“ noch 30-32 Gigatonnen CO2 pro Jahr zu begrenzen.
„Viele Länder haben verstanden, dass erneuerbare Energien signifikante Vorteile für Umwelt, Energieunabhängigkeit und Gesundheit mit sich bringen,“ glaubt auch Niklas Höhne vom New Climate Institute.
Eine weitere wichtige Lösung sei die Besteuerung. Auf lediglich zehn Prozent der fossilen Brennstoffe werde ein Preis für ihren CO2-Ausstoß erhoben, erklärt Kurt Van Dender von der OECD. Darüber hinaus fließen immer noch 0,5 Prozent des weltweiten BIP in Subventionen für den Verbrauch von Kohlenwasserstoffen, fügt er hinzu.
Im „Klimakampf“ müsse es aber darum gehen, „inklusive Steuerreformen durchzuführen und ebenso Kohlenstoff zu verteuern“, so der OECD-Experte.
Er warnte – vermutlich mit Blick auf die Gelbe-Westen-Proteste in Frankreich – auch, man müsse mit den Bürgern kommunizieren und Vertrauen aufbauen.
Wie dies genau geschehen soll, ließ er hingegen offen.