Am heutigen Freitag hat die bisher größte „Fridays for Future“ Demonstration in Berlin stattgefunden. Galionsfigur dieser Bewegung ist die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, deren Auftritt von den Schülern in Berlin lautstark gefeiert wird.
„Wir dürfen nicht alle wählen, aber wir haben alle eine Stimme“, schallt es am Freitagmittag vom Brandenburger Tor. 25.000 Schülerinnen und Schüler haben sich laut Angaben der Veranstalter heute der „Fridays for Future“ Demonstration angeschlossen, so viele wie nie zuvor. Die Menge hatte sich morgens im Invalidenpark versammelt und war dann laut rufend, trötend und Musik hörend in Richtung Bundestag gelaufen. Viele Schilder sind zu sehen, der häufigste Spruch ist wohl „Es gibt keinen Planeten B“.
What do we want: climate justice! When do we want it: NOW! Gänsehaut bei #fridaysforfuture #Berlin pic.twitter.com/d599tWVYck
— Paula Grobbecker (@PaulaGrobbecker) March 29, 2019
Sophie und Yolanda, beide zwölf Jahre alt, sind zum ersten Mal dabei. „Man fühlt sich stark hier in der Menge“, sagen sie auf Frage von EURACTIV. Die Mädchen sind gekommen, um sich der internationalen Klimabewegung anzuschließen, die seit rund drei Monaten europaweit in hunderten Städten auf die Straße geht.
Galionsfigur dieser Bewegung ist die 16-järige Schwedin Greta Thunberg, deren Auftritt von den Schülern in Berlin lautstark gefeiert wird. Mehrere Stunden haben sie auf den Auftritt Thunbergs gewartet. „Die älteren Generationen haben es nicht geschafft, die größte Krise der Menschheit zu meistern“, sagt sie der Menge. Nun sei es nicht mehr an der Zeit, sich Sorgen zu machen, man müsse in Panik verfallen. Wie schon ihre Vorredner klagt Thunberg die Politik an, den Klimaschutz nicht ernst zu nehmen. „Doch die Erwachsenen tätscheln uns den Kopf und sagen, alles werde gut.“

Begonnen hatten die Schulstreiks im August vergangenen Jahres, als Thunberg sich am ersten Schultag vor dem schwedischen Parlament positionierte und zu mehr Klimamaßnahmen aufrief. Nur wenige Monate später hat sich ihr einsamer Schulstreik in eine europaweite Bewegung verwandelt. Bei einem Besuch im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss am 21. Februar forderte Thunberg, dass die EU ihren gesamten CO2-Ausstoß bis 2030 um mindestens 80 Prozent senken müsse.
Fridays for Future versteht sich explizit als europäische Bewegung, entsprechend international sind die Sprecher der Berliner Demo. Luisa Neubauer, die Organisatorin von „Fridays for Future“ in Berlin, hat sie hierher eingeladen. „Wir sind wütend und mutiger als viele andere in diesem Land“, ruft sie. Man werde nicht zulassen, dass bei den anstehenden Europawahlen „auch nur eine Partei keinen Plan für unsere Zukunft hat.“
Angesichts der wachsenden Demonstrationen haben sich in den vergangenen Wochen diverse Politiker zu den Schulstreiks positioniert, dabei jedoch auf die geltende Schulpflicht verwiesen. Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte die Streiks Anfang des Monats eine „gute Initiative“. Deutlich klarere Unterstützung kommt seitens der Wissenschaft. In einem breiten Bündnis haben in den vergangenen Wochen knapp 25.000 Akademiker die Petition „Scientists for Future“ ins Leben gerufen und den Demonstrationen ihren Rückhalt ausgesprochen.

Nach der Rede Thunbergs löst sich die Demonstration schnell auf. Die beiden 15-jährigen Schülerinnen Angela und Ruby sind sehr froh, Thunberg endlich selber gesehen zu haben. Es sei inspirierend gewesen, dass ein Mädchen, dass kaum älter ist als sie, tausende Menschen so mobilisieren könne. Ihre Botschaft an Merkel? „Sag nicht bloß, dass du uns hörst und das gut findest. Tu wirklich etwas“.
Ähnliche Worte kommen von den beiden Zwillingen Emilia und Lisa, 14 Jahre alt. Sie waren schon letzte Woche dabei und meinen, dass der Klimaschutz bereits im eigenen Leben anfängt. Lisa ist Vegetarierin, ihre Schwester versucht, ihren Plastikgebrauch zu reduzieren. „Jeder einzelne muss etwas tun, auch Kinder können darauf achten, umweltbewusst zu leben“, sagen sie.
Es sind nicht nur junge Leute auf der Demonstration. Hannelore, die ihr Alter nicht angibt, trägt ein Schild: „Omas für die Zukunft ihrer Enkel“ steht darauf. Die Derzeit Erwachsenen hinterlassen den Planeten in einem „unmöglichen Zustand“, erklärt sie, daher wolle sie zumindest mitmarschieren. Es gehe darum, politisch und wirtschaftlich vieles auf den Kopf zu stellen. „Immer nur Wirtschaftswachstum und Überproduktion, das muss nicht sein“, findet sie. „Ich habe vierzig Jahre in der DDR gelebt und gesehen, wie man leben kann, ohne seine Ressourcen zu überbeanspruchen. Das geht.“

